Joseph Ratzinger

Jesus von Nazareth

Prolog - Die Kindheitsgeschichten
Cover: Jesus von Nazareth
Herder Verlag, Freiburg i. Br. 2012
ISBN 9783451349997
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Sein Leben lang hat sich Joseph Ratzinger mit Jesus beschäftigt - als gläubiger Christ, als Professor, als Bischof, als oberster Glaubenshüter. Vor Jahren begann er mit seinem Buch über Jesus, an dem er auch nach der Wahl zum Papst in jeder freien Minute weiterschrieb. Viele meinen, die Darstellung der Evangelien verdecke den "historischen Jesus". Benedikt XVI. dagegen ist der Überzeugung: Historisch-kritische Vernunft und Glauben sind kein Widerspruch - im Gegenteil. Die Evangelien legen die historische Wahrheit über Jesus erst offen, wenn sie ihn als Sohn Gottes zeigen. "Ich bin überzeugt und hoffe, auch die Leser können sehen, dass diese Gestalt viel logischer und auch historisch betrachtet viel verständlicher ist als die Rekonstruktionen, mit denen wir in den letzten Jahrzehnten konfrontiert wurden. Ich denke, dass gerade dieser Jesus - der der Evangelien - eine historisch sinnvolle und stimmige Figur ist."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.01.2013

Jan-Heiner Tück begrüßt den nun vorliegenden dritten Band von Joseph Ratzingers Oeuvre über Jesus von Nazareth. In seiner sehr theologisch ausgerichteten Besprechung würdigt er den Band, der sich mit der Geburts- und Kindheitsgeschichte Jesu befasst, als eine wichtige Auseinandersetzung mit der Menschwerdung Gottes und damit auch mit der Menschwerdung des Menschen. Ratzinger gehe es nicht um einen wissenschaftlichen Kommentar zu den Evangelien und auch nicht um eine systematische Christologie. Zentral scheint Tück vielmehr das "spirituelle Interesse" des Papstes: zwar wird die historisch-kritische Dimension nicht ausgeblendet, aber im Vordergrund sieht er die theologische Interpretation, die sich auch der Frage zuwendet, ob und inwiefern die biblischen Texte den heutigen Leser noch etwas angehen. Eines der wichtigsten Themen, die das Buch behandelt, ist nach Ansicht von Tück die Fleisch-Werdung-Gottes, eine Vorstellung, mit der das Christentum das Gottes- und Menschenverständnis revolutioniert habe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2012

Freude an dieser Darstellung der Vorgeschichte Jesu Christi von Joseph Ratzinger alias Benedikt XVI. prophezeit der Rezensent denjenigen, die sich nicht allzu sehr an Widersprüchen von Ratzingers elegant formulierter Sicht auf Christi Lebensweg zu früheren Deutungen des Heiligen Vaters stören. Zwar wählt der Autor laut Bernhard Lang erwartungsgemäß die theologische Botschaft der Bibelerzählung zum Kern seiner Darstellung, die, so Lang, überall im Bibeltext Anspielungen entdeckt und mit Freude deutet. Doch erkennt der Rezensent auch das relative Wagnis, das Ratzinger eingeht, wenn er auf der Geschichtlichkeit der Jungfräulichkeit Marias und der historischen Zuverlässigkeit der neutestamentarischen Erzählungen beharrt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.11.2012

Viel aufregender als das Buch findet Evelyn Finger die Rahmenbedingungen. Dass Benedikt XIV. bei der Buchpremiere nicht anwesend ist etwa, ob das Unfehlbarkeitsdogma des Papstes auch für seinen schriftliches Werke gelte, und überhaupt: "Wie verlegt man einen Papst?" Die Rezensentin spricht mit dem Freiburger Verleger Manuel Herder und dem Kurienkardinal Walter Kasper und findet heraus, dass Herr Ratzinger ein zuverlässiger und gewissenhafter, wenn auch fehlbarer Autor ist. Und sein Buch? Es enthalte "etwas pingelige Überschriften", sei ansonsten jedoch "für einen Theologen ... nicht nur überdurchschnittlich verständlich, sondern sehr schön" geschrieben. Einen möglicherweise verräterischen Tippfehler enthält der Satz, die ebenfalls bei Herder erscheindende Gesamtausgabe werde mit 16 Bänden "doppelt zu umfangreich" wie jene von Tolstoi.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.11.2012

Mit "Prolog. Die Kindheitsgeschichten" schließt Benedikt XVI. seine Trilogie über Jesus von Nazareth ab, die er mit den Bänden "Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung" (2007) und "Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung" (2011) begonnen hatte, informiert uns Joachim Frank. Zwar falle der neue Band bedeutend schmaler aus als seine Vorgänger, doch zeige sich auch hier der Autor als "feinfühlig, geistvoll und - im besten Sinn des Wortes - spekulativ". Die biblische Überlieferung nimmt Ratzinger an mancher Stelle wörtlicher als es theologischer Konsens ist, er gewährt der Bibel einen "Historizitäts-Bonus", der alles als geschichtlich erachtet, was nicht zweifelsfrei widerlegt ist, so der Rezensent. Dazu gehört auch und besonders die Jungfrauengeburt. "Wenn Gott nicht auch Macht über die Materie hat, dann ist er eben nicht Gott", schreibt Ratzinger trotzig. Der Autor trete als "Mystagoge auf, als Lehrmeister und Seelenführer", so der Rezensent, der "als Glaubender zu Glaubenden" spricht.