Joseph Duss-von Werth

homo mediator

Geschichte und Menschenbild der Mediation
Cover: homo mediator
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2005
ISBN 9783608941463
Gebunden, 390 Seiten, 29,50 EUR

Klappentext

Mediation ist nicht etwa in jüngerer Zeit aus Amerika zu uns hinübergekommen, sondern sie hat in Europa eine eigene, Jahrhunderte zurückreichende Geschichte und Tradition. Der Autor zeigt uns ihre geschichtlichen Wurzeln, angefangen bei Solon im 6. Jahrhundert vor Christus über den "mediator familiaris" Ludwigs des Deutschen, die großen Vermittlerpersönlichkeiten des Westfälischen Friedens bis hin zu den eher leisen Vermittlern im Zweiten Weltkrieg. Dabei stellt der Autor heraus, was diese Vermittlerpersönlichkeiten auszeichnete, was sie gemeinsam hatten und was wir heute von ihrem Vorgehen lernen können.
Im zweiten Teil des Buches entwirft er ein Bild des vermittelnden Menschen und der Vermittlung als einer Lebenshaltung; er arbeitet in den Kapiteln "Vertrauer", "Schweiger - Hörer und Frager", "Mitbürger", "Menschenrechtler", "Teilnehmer am Machtspiel" die spezifische Lebensform des homo mediator heraus: Mediation kann nicht unabhängig von der eigenen Persönlichkeit durchgeführt werden, sie ist eher eine Sache der Haltung und Lebensweise als eine Methode oder juristische Vorgehensweise.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2005

Rainer Maria Kiesow hat an beiden Teilen, in die Joseph Duss von Werdts "homo mediator" zerfällt, in den historischen Teil und in den praxisbezogenen, etwas auszusetzen. Der erste ist, wie der Autor auch selbst zugesteht, nicht sehr viel mehr als ein Steinbruch - allenfalls in anekdotischer Hinsicht interessant, wie Kiesow urteilt, aber theoretisch absolut nicht aufschlussreich. Denn wenn auch in Texten aus dem Frankreich Napoleons das Wort "mediation" auftaucht - was war damit denn damals gemeint? Steht dieses Wort in irgendeinem Zusammenhang mit der heute gängigen Praxis der Mediation? Und kann man im Ernst Solon und Aristoteles als Vorväter der Mediation zitieren? Noch ärger findet Kiesow den zweiten Teil des Buches. Was Duss-von Werdt hier ausführt, hält er für schlichtes Gemenschel an der Grenze zur Infamität. Sätze wie: "Wer ohne sicheren Grund auf sich und andere vertraut, mehrt das Vertrauen in die Möglichkeit eines menschlicheren Mitmenschen" will der Rezensent eigentlich nicht geschrieben lesen. Sie mögen ja ihre Berechtigung haben als Beschreibung eines Handelns. In dieser Form jedoch, so Kiesow, "ridikülisieren" sie "eine Praxis, die es wert ist, beschwiegen zu werden".
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