Ib Michael

Prinz

Roman
Cover: Prinz
Carl Hanser Verlag, München 2001
ISBN 9783446199835
Gebunden, 304 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Sigrid Engeler. In einem Fischerdorf in Dänemark treibt im Sommer 1912 ein Sarg mit einem toten Seemann an Land. Der zwölfjährige Malte entdeckt ihn und behält heimlich die Kapitänsmütze des Toten. Irgendwie sind von nun an die Schicksale der beiden auf gefährliche Weise miteinander verbunden. Ein Roman von den Freuden der Kindheit und den Abenteuern der Seefahrt - voller Farben, Gerüche und Magie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2001

Ein Roman - offenbar für Erwachsene gedacht, wenn das Personal auch üblicherweise in Kinder- und Jugendliteratur vorkommt: ein Engel zum Beispiel. Ort: die dänische Insel Sanso. Zeit: Der Sommer des Jahres 1912, dem Jahr, in dem die "Titanic" sank. In zwei Erzählperspektiven (1. und 3. Person) lässt der 1945 geborene dänische Schriftsteller zwei Hauptpersonen agieren, den 12jährigen Malte und einen Engel. Christine Holliger hat der Roman gefallen, wenn ihr auch unklar ist, "welches gedankliche Gerüst dem Roman über die Unterhaltungsabsicht hinaus zugrunde liegt."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.08.2001

Eine "Spukromanze in der Sommerfrische" nennt Thomas Fechner-Smarsly den Roman des weltgereisten Dänen, der ein Seefahrermärchen aus allerbestem Garn zu sein scheint. Das Schöne daran ist, wie an allen wilden Geschichten christlicher Seefahrt, dass sie so weit hergeholt sind und unendlich traurig, unendlich schön, poetisch und Widergänger aller großen Geschichten, schreibt der Rezensent. Der Autor scheine mit einem "Echolot die Literatur zur See sondiert" zu haben, um zwei große Stoffe erzählter Geschichte hineinzuweben - die des Jonas im Bauche des Wals und die von den Romantikern so geliebte Sage vom Bergwerk zu Falun. Fechner-Smarsly meint wohlwollend und bewundernd, der Autor sei ein Fabulierer und der "Prinz" ein "Lobpreis des Erzählens". Dass man nach der Lektüre des Buches sogar Näheres weiß über den berühmtesten aller Eisberge, scheint angesichts eines Bernsteins mit dem Einschluss eines winzigen Elfenskeletts und wechselvollem Schicksal kaum noch wichtig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.04.2001

Jules Verne, Rilke und viel Melville hat der Rezensent in diesem Buch mit Seemannsgarn entdeckt. Gerd Hammer ist sichtlich verzaubert von der Art, wie der Autor ohne zu argumentieren alles ganz bescheiden, "ganz klein und doch so großartig erzählt". So, erklärt er, können es nur ganz wenige und meint damit den magischen Realismus der Geschichten, in denen das Magische eben nichts ist als eine etwas andere Perspektive auf das Reale, "etwas Selbstverständliches also". Wie dem Autor das gelingt? Hammer jedenfalls möchte es auf die Sprache zurückführen - die sei präzise und kurz und benötige weder Vergleiche noch Konjunktionen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2001

Kein Zweifel, Jochen Jung gefällt dieses Buch offensichtlich sehr, doch scheint es nicht ganz leicht zu sein, die faszinierenden Elemente in Worte zu fassen. Nach Jungs Schilderungen klingt alles recht geheimnisvoll, etwa wenn ein Eisberg und ein Bernstein ihr Innerstes freigeben - wobei es sich einmal um ein Schiff, beim Bernstein hingegen um einen Elf handelt, der Zauberkraft entwickelt. In diesem Roman, der vor allem von einem Jungen, Malte, handelt, passieren nach Jung so viele wundersame Dinge, "dass wir uns über nichts mehr wundern, weil wir uns eben ständig wundern müssen", was aber keineswegs negativ gemeint zu sein scheint. Jung betont, dass es bei diesem Erzählstil nicht um "Beweisen, Versichern, Belegen geht", sondern ums Zuhören. Glauben, ob etwas tatsächlich stimmt, ist nach Ansicht des Rezensenten dabei nebensächlich. Nicht zuletzt begeistert er sich für das Buch, weil "wir dem Meer lieber zuhören als der Straße, der Vergangenheit lieber als der Zukunft, der Ferne lieber als den Abendnachrichten".