Horacio Castellanos Moya

Der schwarze Palast

Roman
Cover: Der schwarze Palast
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783100102232
Gebunden, 336 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold. El Salvador 1944, der Zweite Weltkrieg wetterleuchtet in der Ferne: Der Journalist Pericles sitzt wegen seiner kritischen Artikel im Kerker, seine Frau Haydee besucht ihn täglich und versorgt ihn mit Informationen und Nahrung. Doch die Situation spitzt sich zu. Es kommt zu einem Putsch, der die Familie auseinander reißt: Während Pericles nicht freikommt, organisiert Haydee unter dem Deckmantel von Familienfesten den Widerstand der Frauen. Ihr jüngster Sohn geht in den Untergrund und der ältere außer Landes - in einer Kutte getarnt kämpft er sich mit Verve und Witz durch die Mangroven.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.07.2011

Florian Borchmeyer kann diesem Roman nichts Positives abgewinnen. Horacio Castellanos Moyas "schwarzer Palast" behandelt das unter der Diktatur des Maximiliano Hernandez Martinez ächzende El Salvador der dreißiger und frühen vierziger Jahre, teilt Borchmeyer mit. Die Tagebuchaufzeichnungen einer eher unfreiwillig zur Widerstandskämpferin werdenden Ehefrau und Mutter wechselten mit den auktorial erzählten Episoden der Landesflucht ihres Sohnes. Allzu vorhersehbar, zu gekünstelt, zu sehr um Kontrastwirkung bemüht sind dem Rezensenten der Tonfall der beiden Erzählstränge wie das narrative Arrangement insgesamt. Das ist "Geschichtsunterricht in Erzählform", notiert der gelangweilte Kritiker, der sich eigentlich etwas anderes erhofft hatte: Das bisher fehlende große mittelamerikanische Historienepos.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2010

Rezensent Albrecht Buschmann ist sehr angetan von diesem historischen Roman des hierzulande noch zu entdeckenden salvadorianischen Autors Horacio Castellanos Moya, der hiermit sein Projekt einer "fragmentarischen Chronik Zentralamerikas" fortschreibe. "Der schwarze Palast" erzählt von einer kurzen Phase der Hoffnung, vom im Frühjahr 1944 in El Salvador, als sich das Land von seinem Diktator Maximiliano Hernandez Martinez, "der Hexer" genannt, befreite (dass diese Freiheit nicht lange währen sollte, macht der zweite Teil des Romans dann sehr klar). Buschmann gefällt vor allem Castellanos Moyas Entscheidung, die Geschichte nicht aus der Perspektive der beteiligten Intellektuellen oder Offiziere zu erzählen, sondern aus der Sicht einer zunächst unpolitischen Frau aus der Oberschicht, die sich nach und nach in den zivilen Widerstand begibt. Buschmann hebt Castellanos Moyas Talent, Figuren "authentisch zu modellieren", hervor und lobt den "Rhythmus", mit dem der Autor die verschiedenen Handlungsstränge aufeinander abstimme. Für Buschmann ist Castellanos Moya von nun an "in einem Atemzug" mit Roberto Bolano zu nennen.

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