Honore de Balzac

Verlorene Illusionen

Roman
Cover: Verlorene Illusionen
Carl Hanser Verlag, München 2014
ISBN 9783446246140
Gebunden, 959 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Melanie Walz. Lucien ist jung, talentiert und aus der Provinz. In der Großstadt Paris tappt der Schöngeist in so manche Falle, und die Protektion aus der Heimat und auch sein Talent zur Dichtung bringen ihn nicht weiter. Erst bei der Zeitung kommt er mithilfe neuer Seilschaften zu Ehren. Doch der Erfolg und das Geld machen ihn unvorsichtig, und er verstrickt sich in Intrigen. Einer der schönsten Romane des großen Realisten aus Frankreich: Balzacs unbestechlicher Blick auf das verlogene Treiben der Menschen ist großartige Satire, die Spielarten der menschlichen Komödie sind heute noch gültig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.01.2015

Thomas Laux beglückwünscht die Übersetzerin Melanie Walz für diese neue Ausgabe von Honoré de Balzacs "Verlorene Illusionen", dem achten Band seiner "Comédie humaine", denn einfach kann es nicht gewesen sein, die Satzmonster und die (vermutlich absichtlich) allgegenwärtigen Plattitüden zu bewältigen, ohne den Lesefluss zu beeinträchtigen, ist sich der Rezensent sicher. Absichtlich abgedroschen ist wahrscheinlich so vieles, vermutet Laux, weil es Balzac auch um eine Kritik eines journalistischen und literarischen Possenspiels ging, in das er seinen Protagonisten, den jungen Dichter Lucien Chardon, hineinwirft, und an dem er ihn scheitern lässt. Es ist im Grunde die Geschichte des Scheiterns überhaupt, so der Rezensent: der hoffnungsvolle Provinzler kommt in die Stadt, um sein Glück zu machen, und wird von ihr zugrunde gerichtet, erklärt Laux.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.12.2014

Allenthalben ist Andreas Isenschmid in diesem Jahr auf Balzac gestoßen, in Franco Morettis Essay über den Bourgeois oder in Thomas Pikettys Großwerk über das Kapital. Also von wegen toter Hund! Nein, Balzac glänz wie eh und je, und in Melanie Walz' neuer Übersetzung vielleicht noch ein wenig prächtiger als zuvor. Für Isenschmid sind die "Verlorenen Illusionen" die ideale Einstiegsdroge in die "Menschliche Komödie", vielleicht weil es Balzacs schönster Roman ist, vielleicht auch weil all die Konsumenten der Fernsehserien mit dieser Geschichte um den jungen Aufsteiger aus der Provinz am besten andocken können: Die Geschichte vom jungen Lucien de Rubemprés, der etwas charakterlos und willensschwach, aber charmant, gewandt und wandlungsfähig auch in seinen Idealen, im Journalismus zu reüssieren versucht, diese Geschichte kommt heute doch wie gerufen, meint Isenschmid. Aber wie gesagt, für ihn ist es nur eine Einstiegsdroge, er wartet schon auf "Glanz und Elend der Kurtisanen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2014

Im Aufmacher der der Dezember-Beilage feiert Lothar Müller großes Romanwerk, das Melanie Walz stilsicher und elegant neu übersetzt hat. Nicht nur die neue Edition macht für den Rezensenten der Roman zu einem Buch der Stunde, sondern auch die Doppelbödigkeit, mit der Balzac dem Journalismus hier den Prozess macht. Denn die "Verlorenen Illusionen" gelten ja nicht nur den beiden talentierten, aufstrebenden Bürgersöhnen David Séchard und Lucien Chardon, die ihr Glück im modernen Frankreich versuchen, der eine in Angoulême, der andere in Paris, sondern ebenso der sich aufschwingende Großmacht der Presse. Grandios komponiert und mit einer Fülle von hartherzigen Geizhälsen und poetischen Jünglingen bevölkert, zeichnet Balzac Provinz und Großstadt in gleichermaßen grellem Licht. Doch besonders gut gefällt Müller, wie infernalisch Balzac die Branche Druck & Papier beschreibt, die sich für Lucien als "Schule der Korruption und geistigen Prostitution" erweist. Dieses Höllenbild -  das weiß Müller und das macht für ihn den Journalismus so teuflisch zweischneidig - , hätte Balzac niemals schreiben können, wenn er nicht echtes journalistisches Knowhow hätte anwenden können. Die "stilbildende Kraft der Deadline" nennt Müller das.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2014

Rezensentin Felicitas von Lovenberg freut sich: Einer der großen Romane von Honoré de Balzac ist wiederzuentdecken! Wieder, weil neu und laut Lovenberg zeitgemäß, oder sollte man sagen, der Modernität des Romans gemäß, übersetzt durch Melanie Walz. Walz ist laut Lovenberg prädestiniert dazu, hat sie doch Dickens und Jane Austen und Dumas und auch ein wenig Proust übersetzt. Laut Rezensentin schlägt sich das in einer federleichten, frischen Fassung nieder, einer, die Balzacs Verve der Beschreibung gerecht wird, wie Lovenberg findet und der inhaltlichen Aktualität (es geht um das Geschäft, besser: die Strukturen und Intrigen der schreibenden Zünfte in Paris um 1840) die passende Form verleiht.
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