Harriet Köhler

Und dann diese Stille

Roman
Cover: Und dann diese Stille
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2010
ISBN 9783462041910
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Der ganze Schrecken und der ganze Trost, den Familie bedeuten kann. Wie ist es, wenn man in hohem Alter seine Frau verliert und auf einmal merkt, dass man nie mit ihr geredet hat - zumindest nicht über das, was einem seit sechzig Jahren das Herz zuschnürt? Wie ist es, wenn man als Rentner wieder bei seinem Vater einzieht - und einen Mann pflegt, der einem ein Leben lang fremd geblieben ist? Und wie ist es, wenn man immer sicher war, anders zu sein als die Eltern - und nun, da man zum ersten Mal liebt, erkennen muss, dass man genauso verstockt und unfähig ist wie sie?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.05.2010

Hin- und hergerissen ist Ursula März bei der Lektüre von Harriet Köhlers neuem Roman über drei Generationen, die sich mit den innerfamiliären Folgen der Nachkriegszeit auseinandersetzen müssen. Eigentlich habe man genug von diesen Traumatavererbungsromanen und auch Köhlers didaktische, beinahe mathematisch streng angeordnete Erzählung droht in dieser Masse unterzugehen, so März. Wäre da nicht der zweite Teil des Romans mit einer wunderbaren Schlussszene, welche März -den Leser um Verzeihung bittend - in ihrer Rezension vorweg nimmt. Während einer metaphorischen Hausputzaktion werden zugleich die jahrzehntelang andauernden Konflikte bereinigt. Dort, wo die Gegenwart die Vergangenheit ablöst, kann die junge Autorin ihr frisches und unverstelltes Können zeigen, freut sich Ursula März.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.03.2010

Harriet Köhlers Roman "Und dann diese Stille" hat das Zeug zum "tragischen Kammerspiel" und hat Wiebke Porombka dennoch ziemlich kalt gelassen, wie sie bedauert. Die Autorin schließt darin an ihren vorhergehenden Roman an, der die Gedanken und Aggressionen von Walther am Sterbebett seiner Frau schildert. Im vorliegenden Band nun erinnert sich Walther an sein Leben als Soldat und Spätheimkehrer, seine Flucht von Ost- nach Westdeutschland und ein Leben in vermeintlicher "Einfamilienhausidylle, in dem die Traumata des Krieges und Schuldgefühle konsequent verdrängt werden", fasst die Rezensentin zusammen. Um zu bewegen allerdings fuchtelt die Autorin ihrer Meinung nach zu heftig mit symbolischen Verweisen herum und operiert mit zu exempelhaften Konstruktionen, beklagt sich Porombka. Dass so am Ende lediglich "Stereotype" über Verdrängtes und Schuld aufgerufen werden, findet sie nicht überraschend, aber ausgesprochen schade. Zudem fand sie es durchaus spannend, wenn sich die 1977 geborene Autorin in einen über 90-Jährigen hineinversetzt, und das hätte sie als erzählerisches "Experiment" gerne weiterverfolgt gesehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2010

Wie es im Familienkäfig zugeht, schweigend über Generationen, ein Gefühl davon bekommt Sandra Kegel beim Lesen von Harriet Köhlers "klugem, dichten" Roman. Typisch für diese Autorin findet Kegel den rauhen, lakonischen Ton, mit dem hier Abgründe (Krieg, Teilung, Wiedervereinigung) erkundet werden, die das 20. Jahrhundert aufriss. Bemerkenswert erscheinen ihr Köhlers Einfühlungsvermögen in die Perspektiven von Großvater, Vater und Sohn und ihre Verwendung als Projektionsflächen für Geschichte.
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