Gundi Feyrer

Die Trinkerin oder mein Leben und ich

Roman
Cover: Die Trinkerin oder mein Leben und ich
Ritter Verlag, Klagenfurt 2012
ISBN 9783854154723
Taschenbuch, 216 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

"Du, meine Liebe, bist mein Leben", lautet übersetzt der Refrain eines populären spanischen Liedes. Dessen Zweischneidigkeit - "Liebe" meint sowohl die Emotion selbst als auch das geliebte Objekt, das wiederum mit "mein Leben" gleichgesetzt wird - gab Gundi Feyrer den Anstoß zu einem Text, der von der alles umfassenden Liebe eines weiblichen Ichs erzählt: zu dem EINEN als immer wieder wechselnde Person imaginierten Gegenüber, das allegorisch auch für ihr Leben steht. Obsessiv setzt sich das liebende Subjekt seinen Beziehungen aus und versucht Klarheit darüber zu gewinnen, wie weit es im jeweiligen Kraftfeld so etwas wie Selbstbestimmung zu bewahren vermag. Freilich ist das Ich dieses Romans eine bewegliche Größe: Die Grenze zwischen ihm, dem Geliebten und der es okkupierenden Außenwelt ist vage. Analog zu Rauschzuständen tendiert die erzählte Innenwelt zur Diffusion. Sich überlappende Erinnerungen, simultane Wahrnehmungen, Fetzen von Dialogen und Selbstgesprächen inszenieren vor dem Leser die flackernde Gedanken- und Empfindungswelt von Gundi Feyrers Trinkerin - komprimiert auf den Zeitraum von einer Nacht zur nächsten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.09.2012

Dass man es hier mit einer "ungewohnten Erzähl- und Sprechweise" zu tun hat, erschließt sich Rezensentin Hannelore Schlaffer schon beim Aufschlagen dieses Romans, dessen Satzspiegel quer läuft. Und quer steht er auch zur "Gemütlichkeit kleinbürgerlicher Liebesprobleme", die sich in anderen Romanen leicht schreiben und leicht lesen lassen, so die Rezensentin. Im vorliegenden Buch ist die Sache mit der Liebe allerdings verzwickter und von vornherein nicht "nacherzählbar", teilt Schlaffer mit: Die Beschreibung eines abstrakten Geliebten wird hier zur Chiffre des Lebens, der "er" zum undefinierten "es", das dem Leser in Gundi Feyrers "entfesselter Prosa" aber unzugänglich bleibt. Mit Liebesromanen aus der Gebrauchsliteratur hat dieses Werk denn auch denkbar wenig zu tun, konstatiert die Rezensentin, die sich vielmehr an die großen Namen der literarischen Moderne der 1920er Jahre erinnert fühlt.