Gerhard Kabierske

Egon Eiermann, Haus Eiermann, Baden-Baden

Cover: Egon Eiermann, Haus Eiermann, Baden-Baden
Edition Axel Menges, Fellbach 2023
ISBN 9783932565878
Gebunden, 72 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Mit 40 Abbildungen. Ein Wohnhaus zu bauen, so äußerte Egon Eiermann häufig, sei eine besonders anspruchsvolle Aufgabe für. Für ihn selbst war es jedes Mal eine immense Herausforderung, zwischen seinen eigenen Vorstellungen und den persönlichen Wünschen des Bauherrn einen für beide Seiten befriedigenden Weg zu finden. Auch wenn er sich in den dreißiger Jahren gerade mit seinen Berliner Einfamilienhäusern fern des offiziellen Geschmacks einen Namen gemacht hatte, tat er sich später schwer, Aufträge für diese Bauaufgabe anzunehmen, als in der Wirtschaftswunderzeit zahlreiche Bauwillige bei ihm vorstellig wurden. Zwei Projekte, zu denen er sich hatte breitschlagen lassen, wollte er nach Veränderungen durch die Bauherren nicht mehr als eigenhändige Werke sehen. Allein das repräsentative Haus Hardenberg in Baden-Baden befriedigte ihn, vor allem aber sein eigenes Haus, das er sich 1959-62 ebenfalls in Baden-Baden errichtete und bis zu seinem Tod 1970 bewohnte.Insbesondere dieses Haus, entstanden nach seinem Erfolg mit dem Deutschen Pavillon auf der Brüsseler Weltausstellung von 1958 sowie zeitgleich mit der Realisierung der Berliner Gedächtniskirche und der Planung für die Deutsche Botschaft in Washington, sollte zu einem Hauptwerk seines Nachkriegsschaffens werden. Das haben schon die Zeitgenossen erkannt, wie eine Vielzahl von Veröffentlichungen weltweit belegen. Als eigener Bauherr konnte er hier sein Idealbild vom Wohnen für sich und seine Familie in Architektur kompromißlos umsetzen. Den Charakter eines gebauten Manifestes trägt es damit von Anbeginn.Eiermann selbst hat das Haus, das sich erst in einer längeren Planungsgenese herauskristallisierte, vor allem von der funktionalen Seite her zu erklären versucht: Haupt- und Nebenhaus, letzteres für Garage, Atelier und Gästewohnung, das langgestreckte Haupthaus in Schottenbauweise unter flach geneigtem Dach, für jedes Familienmitglied einen Abschnitt und der großzügige Wohnraum für alle. Tatsächlich überzeugt das Haus in seiner ausgefeilten Funktionalität von der Erschließung bis hin zur Haustechnik. Doch es erschöpft sich nicht darin. Die komplexe Gebäudegruppe auf einem steilen Hanggrundstück mit ihren bühnenartigen Terrassen, dem inszenierten Spiel von Durchblicken von innen nach außen und bei Nacht auch von außen nach innen ist schon von ihrer Grunddisposition her ein äußerst artifizielles Gebilde. Die ungewohnte Materialität trägt zu diesem Charakter bei: Das präzise, ohne Verschnitt versetzte Backsteinmauerwerk bringt durch die anthrazitfarbene Schlämme das reichlich verwendete rötliche Pitch-Pine-Holz aus Amerika zum Leuchten. Die Eiermann-typische Fassade mit äußerem Laufgang und weißem Gestänge sowie das Dach aus Welleternit stehen dazu in einem ausponderierten Kontrast. Zusammen mit den Anklängen an tradionelle japanische Hauser und Gärtens, vor allem aber auch mit den aus der Biographie des Architekten zu erklärenden Übernahme von Motiven aus dem Segelschiffbau geben diesem Architektenhaus einen unverwechselbaren Charakter. Seit 2020 hat das Haus neue Besitzer, in deren Auftrag die Stuttgarter Archtekten no w here (Henning Volpp und Karl Amann) eine umfassende, denkmalgerechte Instandsetzung vorgenommen haben.Der Nachlass von Eiermann, der im saai, dem Archiv für Architektur und Ingenieurbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), verwahrt wird, lieferte für diesen Band die historischen Zeichnungen und Photographien. Die Aufnahmen stammen in von Horstheinz Neuendorff, der als Architekturphotograph mit dem Architekten freundschaftlich verbunden war und ebenfalls in Baden-Baden lebte. Seit den frühen sechziger Jahren hielt dieser im Auftrag von Eiermann dessen Neubauten in Schwarzweißphotos von hohem künstlerischem Anspruch fest.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.02.2024

Ein Buch über ein Haus, das zu einem Buch über dessen Architekten wird, hat Gerhard Kabierske Rezensent Andreas Rossmann zufolge geschrieben. Und zwar geht es, erfahren wir, um das Haus, das Egon Eiermann für sich selbst Anfang der 1960er Jahre in Baden-Baden baute - bereits die Lage des Grundstücks am Hang sorgte dafür, heißt es weiter, dass das entstandene Gebäude ausgesprochen komplex und kunstvoll geraten ist. Detailliert erläutert Kabierske laut Rossmann, unterstützt von den Fotografien Horstheinz Neuendorffs, die Planung, den Bau und auch die Umbaugeschichte des Hauses, es geht um das Zusammenspiel diverser Faktoren wie Farbe, Gartengestaltung, Licht und so weiter. Am Ende ergibt sich das Bild eines Hauses eines Genies, schließt der Kritiker.
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