George Packer

Die letzte beste Hoffnung

Zum Zustand der Vereinigten Staaten
Cover: Die letzte beste Hoffnung
Rowohlt Verlag, Hamburg 2021
ISBN 9783498002190
Gebunden, 256 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Elisabeth Liebl. George Packer beschreibt, was im Jahre 2020 aus Amerika geworden ist - ein failed State: Corona und gestapelte Särge, Black Lives Matter und George Floyd, der Kampf um Identitäten, eine unfähige Regierung. Vereinigt ist an diesen Staaten nichts mehr. Packer blickt zurück auf die jüngste Geschichte der USA, in der die ganz unterschiedlichen Amerikas immer weiter in Konflikt geraten sind. So sehr, dass das große Experiment der amerikanischen Demokratie vor dem Scheitern steht. Packer spannt in diesem Essay den Bogen von Tocqueville bis Trump und zeigt, wie sehr die Krise der USA auch eine der westlichen Gesellschaften ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2021

Rezensent Friedemann Bieber findet George Packers Essay zur Lage der USA beachtenswert, aber mit Einschränkungen. Hilfreich und realistisch findet er die Einteilung der US-amerikanischen Gesellschaft in vier Lager. Packers Kritik an dieser Lagerbildung (weil sie keine Idee einer Gemeinschaft zulässt), die der Autor mit Hintergrundinformationen zu den sozialen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ausstattet, lassen Bieber die großen Linien der amerikanischen Geschichte erkennen. Was dem Buch fehlt, ist für Bieber indes die Authentizität von Packers Bestseller "Die Abwicklung", der die Menschen zu Wort kommen ließ. Der analytische Gestus des neuen Buches befriedigt Bieber nicht, zumal er auf ihn allzu pathetisch und "phrasenhaft" wirkt. Konkrete Lösungsvorschläge, wie die gesellschaftliche Integration und der wirtschaftliche Umbau vorangetrieben werden könnten, macht der Autor auch nicht, kritisiert der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.09.2021

Mit Sympathie, aber nicht mit voller Zustimmung liest Rezensent Peter Gilgen diese Zustandsbeschreibung Amerikas durch den bekannten Journalisten George Packer. Wie ist es zu der "abgrundtiefen Spaltung Amerikas" gekommen? Gilgen gibt Packer recht, das bloße Koordinatensystem von konservativ versus progressiv reicht nicht aus, um eine Diagnose zu treffen. Man müsse auf die "maßgeblichen politischen Leitideen" blicken. Der von Packer vorgeschlagenen Kategorisierung dieser Ideen in Diskurse vom "freien", "wahren", "smarten" und "gerechten" Amerika folgt Gilgen mit Interesse. Mit diesen Schlagwörtern lassen sich für ihn bestimmte, in Amerika einflussreiche Ideologien gut beschreiben. Folgen mag Gilgen aber nicht auf dem Ausweg, den Packer vorschlägt, der "fünften Erzählung". Packer sehne eine Rückkehr zu Amerika als "Land der Gleichen" herbei. Eine fromme Vision, so Gilgen, aber weltfremd. Gilgen ist pessimistisch und glaubt nicht an eine mögliche Versöhnen der konträren Fraktionen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.08.2021

Rezensent Claus Leggewie hat sich von George Packers Essay über den politischen Niedergang fesseln lassen, die mit ihrem Titel an ein geflügeltes Wort von Abraham Lincoln anknüpfen. Leggewie leuchtet ein, wie der amerikanische Journalist die Demontage des amerikanischen Staates und der Zivilgesellschaft durch die Republikaner beschreibt, aber auch die Polarisierung des Landes durch die linke Identitätspolitik, die bisher zu keinen Verbesserungen, sondern nur zur "Verschärfung der politischen Tribalisierung" geführt habe. Packer setzt auf eine Wiederbelebung des zivilgesellschaftlichen Engagements aus der Bildung kommunaler Gemeinschaften. Klingt vielleicht ein bisschen naiv, räumt Leggewie ein: "Aber hat gerade jemand eine bessere Idee?"
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.08.2021

Rezensentin Nana Brink hält den Zeitpunkt für gekommen, um George Packers Kritik an seiner Heimat zu lesen. Die Pandemie und der Abzug aus Afghanistan lassen die Defizite der USA für jedermann sichtbar werden, findet sie. Glänzend formuliert legt der Autor ihr dar, wie es dazu kommen konnte und identifiziert das Schweigen als zentrales Motiv der Misere, Schweigen über die korrupte politische Klasse, die herzlose Wirtschaft und die polarisierte Öffentlichkeit, so Brink. Packers auf vier Amerikas (darunter das freie und das gerechte) abzielende Analyse ist laut Brink von feiner Ironie, gleichwohl ernüchternd. Was tun? Auch darauf weiß Packer eine Antwort, staunt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.07.2021

Nach George Packers "fabelhafter" Richard Holbrook-Biografie und der differenzierten Reportage über den kulturellen und wirtschaftlichen Mainstream der USA vor Trump hat Rezensent Lennart Labarenz mit dem nun vorgelegten Essay über die politische Spaltung der USA weniger Freude. Vier Strömungen setze der Journalist hier kritisch auseinander (ein freies, ein smartes, ein wahres und ein gerechtes Amerika, zählt Labarenz auf) und bewege sich dabei in den Gefilden eines "lebenssatt reflektierenden Common Sense" - ein bisschen mehr theoretische Unterfütterung hätte da gutgetan, findet Labarenz, Packer belasse es aber weitgehend bei Behauptungen. Wo diese letztlich hinführen, nämlich in Richtung eines Plädoyers für einen liberalen, kommunalpolitisch organisierten "Kapitalismus plus Sozialstaat", reißt den Rezensenten nicht vom Hocker und scheint ihm auch etwas realitätsfremd.