Gary Shteyngart

Landpartie

Roman
Cover: Landpartie
Penguin Verlag, München 2022
ISBN 9783328602453
Gebunden, 480 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl. Ein Haus auf dem Land, acht Freunde, vier Romanzen - und sechs Monate in Isolation. Es ist März 2020, und eine uns wohlvertraute Katastrophe zieht am Horizont auf. In einem idyllischen Landhaus außerhalb von New York versammelt der russischstämmige Schriftsteller Sasha Senderovsky eine illustre Gruppe alter Freunde und loser Bekanntschaften, um die Pandemie bei gutem Essen und anregenden Gesprächen auszusitzen. Über die nächsten Monate wachsen neue Freund- und Liebschaften, während sich längst vergessen geglaubte Kränkungen mit frischer Kraft manifestieren. Doch mit der Ankunft eines mythenumwobenen Hollywoodstars gerät das mühsam konstruierte Gleichgewicht dieser Wahlfamilie gefährlich ins Wanken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2022

Seltsam fühlt es sich für den Rezensenten Kai Sina an, über die ersten Wochen des Corona-Lockdowns zu lesen - Erinnerung und Fiktion überlagerten sich. In Gary Shteyngarts "Landpartie" begleitet Sina eine Freundesgruppe, die sich wegen der Pandemie in ein Landhaus außerhalb New Yorks begibt. Alle Protagonist*innen sind ganz unterschiedlich, so kommt es auch, meint der Rezensent, dass das Buch nicht geschlossen, sondern episodenhaft anmutet. Sie passen alle nicht wirklich zueinander, was für Sina einen großen Teils des Witzes ausmacht, doch auch der Überdruss des Eingeschlossenseins, die Gefahr der Pandemie komme nicht zu kurz, auch auf soziale Herausforderungen werde eingegangen. Kai Sina empfiehlt das Buch auch deshalb als tastende, niemals voreilig vereinheitlichende Gesellschaftsdiagnose.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.06.2022

Rezensentin Katharina Granzin hält Gary Shteyngarts Geschichte um eine Handvoll Kunstschaffende, die sich während des Lockdowns auf dem Anwesen eines erfolglosen Schriftstellers an der amerikanischen Ostküste versammeln für nur entfernt verwandt mit Shakespeares "Sommernachtstraum" und Tschechows "Onkel Wanja". Dass es bei Shteyngart eigentlich nur ums Wer-mit-wem geht, stört sie allerdings schon nach wenigen Seiten kaum noch. Shteyngarts "offensive Dreistigkeit" findet sie ganz reizvoll, und schließlich entdeckt sie unter all dem "Gerammel und Gerede" doch noch existenziellere Themen wie Rassismus und Pandemie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.06.2022

Rezensent Adam Soboczynski findet Gary Shteyngarts Roman "Landpartie" zugleich schlicht und großartig, es erinnert ihn sogar an Boccaccios "Dekameron". Der russische Schriftsteller erzählt hier nämlich auch von einer Freundesgruppe, die sich aufs Land verzieht, um einer Seuche zu entgehen - in Shteyngarts Fall ist es das Coronavirus im Jahr 2020, der Ort eine Idylle am Hudson River, dessen aus Russland immigrierter Gastgeber Sasha Senderovsky heißt und als Autor seine Brötchen verdient, teilt uns Soboczynski mit. Seine Gäste sind drei FreundInnen aus der High-School-Zeit und zwei entferntere Bekannte, deren Zusammenkunft zu Spaziergängen, Eifersuchtsdramen und "rustikalem Sex" führt. Das ist alles leicht, pointenreich, sehr burlesk, slapstickhaft-lustig, dennoch traurig und kann dem Rezensenten zufolge dementsprechend schnell mal unterschätzt werden. Am Ende gibt es sogar eine Moral, die uns der Rezensent jedoch nicht verraten will.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.05.2022

Lothar Müller bewundert Gary Shteyngarts leichte Hand. Erneut nimmt der Autor mit ihr das Leben und Lieben der intellektuellen Immigranten in den USA aufs Korn, berichtet Müller, diesmal allerdings nicht nur der russischen. Mit deutlichen Anklängen an Tschechow versammelt er sie zum pandemischen Stelldichein in einem Sommerhaus am Hudson und gräbt tief in ihren Liebeshändeln, Vergangenheiten und Dämonen herum, so Müller. Die von Nikolaus Stingl laut Rezensent gekonnt ins Deutsche hinübergeretteten komischen bis tragikomischen Pointen unterhalten Müller blendend, so blendend, dass er sich das Buch gut als TV-Serie vorstellen kann.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.05.2022

Rezensent Wieland Freund empfiehlt Gary Shteyngarts Roman als witzigen Rückblick auf die Pandemie in der Ära Trump. Shteyngarts Landpartie a la Tschechow, nur an der US-Ostküste und mit Beziehungsanbahnungs-App als Strippenzieher, überzeugt laut Freund als Gesellschaftsroman über einen Schriftsteller, seine Gäste und ihre vielfältigen emotionalen Verwicklungen. Der Blick des Autors auf die Verfassung seines Ensembles im ersten Pandemie-Jahr ist für Freund allerdings nicht nur lustig. Poetologische Reflexionen im Text und die emotionale Nacktheit der Figuren (bis auf den Mund-Nasen-Schutz) sorgen bei Freund auch für ernsthafte Gedanken.