Frank Schulz

Anmut und Feigheit

Erzählungen
Cover: Anmut und Feigheit
Galiani Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783869711737
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Die Liebe, sie trifft uns alle, und meist ist sie kein Zuckerschlecken, vor allem dann nicht, wenn die Jahre vergehen. Frank Schulz folgt seinen Protagonisten wie ein Privatdetektiv, er nimmt ihre Seelen unter die Lupe - aber er erschrickt nie über das, was er findet. Schulz, der Chronist des ganz alltäglichen Lebens und all seiner Untiefen, fängt den Klang von gesprochener Sprache ein wie niemand sonst. Ein Juniorsenior (gerade 60) liefert sich per SMS ein Verbal-Pingpong mit seiner jungen Freundin, das so gleichberechtigt fies ist, dass man ganz verzaubert ist: das muss dann doch wohl Liebe sein! Ein Mann und eine Frau schreiben sich Briefe, die der jeweils andere immer erst zwanzig Jahre später öffnen darf. Und überhaupt: Älterwerden ist durchaus keine friedliche Angelegenheit. Wenn die Augen und das Gedächtnis zum Beispiel gerade genug nachgelassen haben, dass man sich, wie die Unternehmerwitwe im Spreewaldresort, nicht mehr sicher ist, ob der Gatte beim Wandern in die Schlucht gestürzt ist - oder ob man selbst ihn ein bisschen geschubst hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.10.2018

Frank Schäfer wittert große Literatur in den Erzählungen von Frank Schulz. Nur manchmal scheint ihm der Autor allzu sehr mit Neologismen und anderen sprachlichen Extravanganzen um sich zu werfen und die Geschichten darunter geradezu zu begraben. Am besten gefällt Schäfer der Autor auf seinem Weg in eine neue Werkphase. Wenn Schulz einfühlsam eigene Familiengeschichte aufschreibt, über den Vater und eine Dorf-Sozialisation in den fünfziger Jahren, über den Tod der Mutter, findet Schäfer das zugleich erschütternd und faszinierend ob seiner demütigen sprachlichen Schlichtheit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2018

Frank Schulz ist nicht nur witzig! So lautet Rezensent Burkhard Müllers Sendung und es scheint ihm wirklich daran zu liegen sie an jedermann heran zu tragen, der beim Namen Schulz nur an 20,5% oder bestenfalls an Onno Viets, den ulkigen Privatdetektiv denkt. Mit diesem Ansinnen zieht Müller mit dem Galiani Verlag an einem Strang, der jüngst einen Erzählband herausgebracht hat, mit dem man die "Rezeptionsbasis erweitern" und dem vielseitigen Autor endlich die wohlverdiente Anerkennung beschaffen will. Müller, der längst nicht jeden Text der Sammlung rückhaltlos loben kann und diese kritisch "durchwachsen" nennt, freut sich dennoch über "Anmut und Feigheit", denn abgesehen von einigen weniger bedeutsamen Erzählungen und einem quälend unpassenden Griff tief ins Klo, sind dort einige der besten Texte versammelt. Diese zeichnen sich vor allem durch eine markante Sprache und die entblößende Darstellung des Peinlichen aus, hinter der sich jedoch immer ein grundsätzliches Verständnis und Mitgefühl abzeichnet. Sowas ist dann eben nicht nur Satire, sondern große Literatur, meint Rezensent Burkhard Müller.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2018

Wiebke Porombka ist ganz vernarrt in die hier versammelten Prosatexte von Frank Schulz, Anekdoten, Erzählungen, Schnurren. Wenn der Autor über die Tristesse des Alters und die Stillosigkeit des Daseins berichtet, spürt die Rezensentin eine für diesen mit Komik begabten Autor ungewohnte Sentimentalität. Berührendes entdeckt sie im Vertrauten, wenn aus anderen Texten bekannte Figuren auftauchen oder Schulz Autobiografisches in die Fiktion mischt. Dass Schulz dabei nie herablassend wird oder verbiestert, sondern trocken seine Zustimmung zum Scheitern bekundet, rechnet Porombka ihm hoch an.
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