Ersi Sotiropoulos

Bittere Orangen

Roman
Cover: Bittere Orangen
dtv, München 2001
ISBN 9783423242745
Taschenbuch, 200 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Aus dem Griechischen von Doris Wille. Lia, eine junge Frau um die dreißig, liegt schwerkrank im Krankenhaus. Sie leidet unter dem rücksichtslosen Krankenpfleger Sotiris und bittet ihren Bruder Sid, an ihm Rache zu nehmen. Es gelingt Sid, sich in das Leben des Krankenpflegers einzuschleichen, und die beiden Männer verbringen gemeinsam einige Zeit in Sotiris' Heimatdorf. Dort kommt alles anders als geplant: statt seine Schwester zu rächen, vereitelt Sid im letzten Moment einen Mordplan des Krankenpflegers.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2002

Für Michael Adrian hat die Erzählerin und Lyrikerin Ersi Sotiropoulos mit "Bittere Orangen" ein "eigenartiges Gebräu" zusammengemischt. In Griechenland ist dieser vierte Roman der Autorin - gleichzeitig das erste Werk, das nun in einer "gut lesbaren" Fassung im Deutschen vorliegt - sehr positiv aufgenommen und mit den beiden wichtigsten Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet worden, weiß der Rezensent. Dem mag Adrian aber nicht so ganz zustimmen. Es geht, berichtet der Rezensent über den Inhalt, um die Geschwister Sid, ein in die Jahre gekommener Punk, ein "Möchtegern" und "Angeber" und dessen ältere Schwester Lia, die an einer eingebildeten Krankheit stirbt. Aber die "Geschwistergeschichte" geht Adrian nicht tief genug, die Welten von Sid und Lia stehen "ohne wirkliche Entfaltung und Verdichtung" gleichberechtigt nebeneinander. Schade, meint der Rezensent. Denn das Buch enthält durchaus reizvolle Bilder, so Adrian, die dem Leser ein diffuses Gefühl des Eingeschlossenseins vermittelten. Aber vordergründig hat Adrian den Roman eher als "spöttisch-mitfühlenden Abgesang auf eine Generation der Schlaffen" aufgenommen, und dem konnte er nicht allzuviel abgewinnen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.12.2001

Stefan Maus ist von dem Roman der griechischen Schriftstellerin Ersi Sotiropoulos hellauf begeistert. Die spannungsreichen Passagen erinnern ihn an Patricia Highsmith, die Landschaftsbeschreibungen gar an Albert Camus. "Verhedderung ist hier Programm", erklärt der Rezensent: Alles, was sich die "symmetrisch aufgestellten" Figuren vorstellten, trete so nicht ein, sondern ganz anders. Die kuriose Mischung aus "schwarzem Humor, blues-bläulicher Traurigkeit und neongrell erleuchteter Erbarmungslosigkeit" verspricht äußerstes Lesevergnügen, verkündet der Rezensent. Trotz aller Absurdität sei dieser in "trockenem und lakonischem Stil" geschriebene Roman um eine "Handvoll unglücklicher Kauze" voller Wehmut, Melancholie und Gewalt. Der Rezensent jedenfalls hat dieses Plot- und Stilkonglomerat offensichtlich sehr genossen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2001

Endlich mal kein Krimischema, lobt Alexander von Bormann, sondern ein "konsequent poetischer Ansatz", der diesen Roman ausgesprochen lesenwert mache. Das Buch handelt von Jugendlichen, ein willkürlich zusammengewürfelter Haufen, viele hat es vom Land in die Stadt verschlagen. Die in ihrer Heimat nicht nur als Roman- sondern auch als Drehbuchautorin bekannte Schriftstellerin benutzt ausschließlich die innere bzw. erlebte Rede, um in knappen kunstvollen Dialogen Situationen zu skizzieren, lässt Bormann uns wissen. Eine Handlung wird damit bloß angedeutet. Sotiropoulos lasse die Jugendlichen mittels dieser Erzähltechnik "mehr wissen, denken, fühlen, als sie selber äußern können", bringt Bormann seine Begeisterung auf den Punkt. Die Autorin verleihe ihnen ganz selbstverständlich einen Subjektstatus, auch wenn sie sich selbst teilweise nur als Teil einer Maschinerie fühlten. Die "lost generation" ist nun auch in Griechenland angekommen, schließt Bormann seinen Text.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2001

Manuel Gogos vermutet, dass Ersti Sotiropoulos, die Autorin dieses Buches, "einen bitter-süßen Geschmack auf der Zunge" hat. In ihren Erzählungen arbeitet sie sich so an allerhand ab, "an sexueller Perversion, an Albtraumszenarien". Kurz: Bei ihr geht es um "das Leben als Intensivstation". Einer direkten Bewertung dieses Buchs über eine seltsame Geschwisterliebe, über Rache und "krankhafte Erregungszustände" enthält sich der Rezensent, aber von der Umsetzung, die die Autorin für ihre Ideen gewählt hat, scheint er auf jeden Fall beeindruckt zu sein.