Enzo Traverso

Nach Auschwitz

Die Linke und die Aufarbeitung des NS-Völkermords
Cover: Nach Auschwitz
Neuer ISP Verlag, Köln 2000
ISBN 9783929008227
Kartoniert, 220 Seiten, 15,24 EUR

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.03.2001

In einer Doppelrezension bespricht Hanno Zickgraf zwei Bücher von Enzo Traverso, die das Denken nach und um Auschwitz zum Thema haben. Und obwohl der Rezensent insgesamt bei beiden Büchern zahlreiche Schwächen ausmacht, so geben seiner Ansicht nach doch beide "eine Übersicht über ein hochdiffiziles Feld des Denkens" und regen zum Lesen der dort behandelten "Primärtexte" an.
1.) Enzo Traverso: "Auschwitz denken" (Hamburger Edition)
Zickgraf erläutert, dass Traversos Absicht hier "Aufklärung" ist (auch wenn der Autor selbst wisse, dass die Shoah nicht wirklich aufklärbar sein kann), wozu er Denker wie Adorno, Horkheimer, Leo Löwenthal, aber auch etwa Franz Kafka, Paul Celan und Primo Levi zu Wort kommen lässt. Bedauerlich findet der Rezensent jedoch, dass Traverso hier nicht der Gefahr entgangen sei, "Aufklärung als vereinfachende Veranschaulichung misszuverstehen". So erfahre der Leser "wenig Neues über die behandelten Autoren", in mancher Hinsicht seien Traverso sogar Fehler unterlaufen, wofür der Rezensent auch Beispiele anführt. Lesenswert findet Zickgraf jedoch die Passagen über den amerikanischen Trotzkisten Dwight McDonald, weil hier sehr gut deutlich werde, dass es auch "`weit ab vom Schuss` sehr wohl möglich war, das radikal Neue und universelle Bedeutsame des Judengenozids zu erkennen".
2.) Ders.: "Nach Auschwitz" (Neuer ISP Verlag)
In diesem Buch geht es Traverso, so der Rezensent, vor allem darum, aus der Beschäftigung mit der Shoah zu einer erneuerten "marxistischen Denktradition" zu gelangen. Insgesamt bewertet Zickgraf dieses Buch als "kundigen, Partei ergreifenden Epilog zum Historikerstreit", doch hätten seiner Ansicht nach einige wichtige Aspekte stärker mit einbezogen werden müssen. So habe Traverso den "Beitrag der Frankfurter Schule zur Analyse des NS-Systems und des Antisemitismus" nicht ausreichend gewürdigt, stattdessen jedoch einem Text Eric Voegelins über die "Sogkraft religiöser Heilserwartungen" im Totalitarismus großes Gewicht eingeräumt, was Zickgraf völlig unverständlich findet.
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