Elisabeth Borchers

Nicht zur Veröffentlichung bestimmt

Ein Fragment
Cover: Nicht zur Veröffentlichung bestimmt
Weissbooks, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783863371036
Gebunden, 167 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

"Wenn das gelingt, was mir Arnold empfohlen hat, müsste der Titel lauten: Nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Nach nahezu 40 Jahren ein rücksichtsloser Blick auf Verlag, Autoren, Bücher, Manuskripte …" So beginnt ein Manuskript, das Elisabeth Borchers, die große Lyrikerin und legendäre Lektorin ("Das literarische Gewissen des Suhrkamp Verlags", pflegte Siegfried Unseld über sie zu sagen), hinterlassen hat. Zwischen 1999 und 2005 hat sie an einem autobiografischen Text gearbeitet, den sie nicht beenden konnte. Auch wenn sie Arnold Stadlers Anregung zunächst folgt und von ihren Begegnungen mit Dichtern wie Bohumil Hrabal, Uwe Johnson, Martin Walser oder Jurek Becker erzählt (und sich dabei nicht vor kräftigen Aussagen und harten Urteilen scheut, nehmen ihre Aufzeichnungen bald eine überraschende Wendung. Mehr und mehr gleitet sie ins eigene Ich, das Ich einer Frau, die sich im hohen Alter noch einmal der Wucht und der quälenden Macht einer großen Liebe aussetzt. Wie sie, eine grande dame par excellence, dieses Lieben erfährt, ist der Kristallisationspunkt dieses Fragment gebliebenen Manuskripts.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.06.2018

Rezensent Michael Braun erkennt den Liebesverlust in den Aufzeichnungen der ehemaligen Suhrkamp-Lektorin Elisabeth Borchers. Klagend und bitter erscheint ihm der aus dem Nachlass publizierte Text. Ein Enthüllungsbuch über den Literaturbetrieb ist es aber trotz einiger Skizzen aus der Zeit der zerbröselnden Suhrkamp-Kultur nicht, meint er, eher das Dokument der Vereinsamung und als solches berührend. Die tiefen Kränkungen in Borchers' Karriere sind für den Rezensenten erahnbar in den von keinerlei handfesten Argumenten gestützten Animositäten gegen Autoren wie Sebald, Jirgl, Johnson, Becker oder den Verleger Siegfried Unseld.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.04.2018

Schonungslos findet der hier rezensierende ehemalige Hanser-Verleger Michael Krüger den Blick, den die legendäre Suhrkamp-Lektorin Elisabeth Borchers in ihrem fragmentarischen Bericht "Nicht zur Veröffentlichung bestimmt", der nun posthum erschienen ist, auf den Literaturbetrieb wirft. Obwohl die Enthüllung der Branche als "Jahrmarkt der Eitelkeiten" in seinen Augen himmelschreiende Missstände benennt und einige pikante Interna (die Krüger aber nicht spezifiziert) zu Siegfried Unseld, Marcel Reich-Ranicki, Martin Walser und vielen mehr bietet, liegt ihr größter Wert für ihn in etwas völlig anderem: Er liest den unvollendeten Bericht, der zwischen den Jahren 1999 und 2005 entstand, hauptsächlich als Memoir. An Borchers Notizen zur häufigen Abwesenheit ihres Liebhabers kann er nämlich sehr gut nachempfinden, wie sich zunehmende Vereinsamung - über alle Stufen hinweg - im Alter anfühlt, findet der ergriffene Rezensent. So echt Krügers Anerkennung klingt, das wirkt dann doch reichlich herablassend gegenüber einer legendären Lektorin, die sich nie wirklich anerkannt fühlte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.04.2018

Sandra Kegel erfährt aus den Momentaufnahmen und Gedankensplittern der Lyrikerin und Lektorin Elisabeth Borchers, wie es in der Hochzeit bei Suhrkamp zuging. Aus subjektiver Sicht beschreibt ihr die Autorin Dünnhäutigkeiten - die der von ihr betreuten Autoren wie Jurek Becker oder Martin Walser und die eigenen - das Ringen mit dem Text und das Gerangel im Literaturbetrieb in den 70er bis 90er Jahren. Die Offenheit des Unterfangens scheint Kegel reizvoll, Borchers' Klarsicht ohne Selbstmitleid.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2018

Bei Helmut Böttiger hinterlassen die Erinnerungen der früheren Suhrkamp-Lektorin Elisabeth Borchers zwiespältige Gefühle. Einerseits schätzt er die 2013 verstorbene Borchers als Grande Dame der Frankfurter Suhrkamp-Kultur mit streitbaren literarischen Urteilen, andererseits bietet ihm der Band vor allem alte Frankfurter Klüngeleien. Große Lücken hat der Text außerdem, meint Böttiger. Dass Borchers sie mit sehr persönlichen Familienreminiszenzen zu füllen versucht, befriedigt ihn nicht. Bei aller respektablen Diplomatie, die die Autorin walten lässt, so Böttiger, die Eigendynamik des Textes lässt ihn schließlich abgleiten in ein Lamento über den desolaten Zustand der Gegenwartsliteratur und über das Alter.
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