Die vergessene Vertreibung

Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze
Cover: Die vergessene Vertreibung
De Gruyter Oldenbourg Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783110660531
Gebunden, 267 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Volker Bausch, Mathias Friedel und Alexander Jehn. Die Zwangsaussiedlungen entlang der 1.400 km langen innerdeutschen Grenze gehören zu den weitgehend vergessenen Kapiteln der kommunistischen Diktatur in der DDR. Mit dem Beschluss des Ministerrats der DDR vom 26. Mai 1952 zur "Errichtung eines besonderen Regimes an der Demarkationslinie" wurde die Grenze zu Westdeutschland zu einer abgeschotteten Sicherheitszone mit einer Tiefe von 5 Kilometern ausgebaut und ein brutales und repressives Grenzregime geschaffen. Damit ging auch die Überprüfung der Einwohner dieses 5-km-Sperrgebiets mit dem Ziel einher, alle aus Sicht der Staatsmacht politisch unerwünschten Personen mitsamt ihrer Familien zwangsweise auszusiedeln. Binnen kürzester Zeit mussten im Jahr 1952 etwa 8.000 Menschen, die im Jargon des Partei- und Staatsapparats als "Ungeziefer" diffamiert wurden, ihre angestammte Heimat, Haus und Hof verlassen, um ins Landesinnere der DDR umgesiedelt zu werden. Kurz nach dem Mauerbau im Jahr 1961 wurde von der DDR-Staatsicherheit eine weitere große Zwangsaussiedlungswelle, die sogenannte "Aktion Festigung", durchgeführt, von der erneut mehr als 3.000 Menschen betroffen waren. Der vorliegende Sammelband fußt auf den Ergebnissen einer Tagung der Point Alpha Akademie und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.06.2020

Jacqueline Boysen bedauert die Unverbundenheit der Texte in dem von Volker Bausch, Mathias Friedel und Alexander Jehn herausgegebenen Band. Die laut Boysen auf ein 2018 abgehaltenes Seminar der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung zurückgehenden Beiträge in dem aufwendig gestalteten Band mit jeder Menge Daten- und Quellenmaterial führen der Rezensentin das durch Zwangsaussiedlungen hervorgerufene Leid vor Augen. Besonders die Zeitzeugenberichte berühren Boysen, weil sie zeigen, wie familiäre Wurzeln mit Gewalt gekappt werden und was Heimatverlust und Enteignung auch für nachfolgende Generationen bedeuten. Die gesellschaftlichen Folgen nimmt der Band für Boysen zu wenig in den Blick, ebenso die Seite der Herrscher und Dulder.
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