Daniel Schulz

Wir waren wie Brüder

Roman
Cover: Wir waren wie Brüder
Hanser Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783446271074
Gebunden, 288 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Er ist zehn, als in der DDR die Revolution ausbricht. Während sich viele nach Freiheit sehnen, hat er Angst: vor den Imperialisten und Faschisten, vor denen seine Lehrerinnen ihn gewarnt haben. Vor dem, was kommt und was er nicht kennt. Wenige Jahre später wird er wegen seiner langen Haare von Neonazis verfolgt. Gleichzeitig trifft er sich mit Rechten, weil er sich bei ihnen sicher fühlt. So sicher wie bei Mariam, deren Familie aus Georgien kommt und die vor gar nichts Angst hat. Doch er muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. "Wir waren wie Brüder" ist eine drastische Heraufbeschwörung der unmittelbaren Nachwendezeit - und ein nur allzu gegenwärtiger Roman über die oft banalen Ursprünge von Rassismus und rechter Gewalt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.02.2022

Rezensent Cornelius Pollmer kann noch immer nicht genug kriegen von Coming-of-Age-Geschichten aus dem wilden Osten. Jedenfalls, wenn sie so gut sind wie der Roman von Daniel Schulz. Schulz erzählt laut Pollmer atmosphärisch genau, aber doch aus sicherer Entfernung von Gewalterfahrungen, Rassismus und nach Pisse stinkenden Bushäuschen. Etwas anstrengend findet der Rezensent allerdings die Bilder, die aus Schulzens an sich "kargem" Sprachstil rausragen wie Fremdkörper. Den Protagonisten im Buch vermag der Autor jedoch in all seiner jugendlichen Orientierungslosigkeit und Unsicherheit überzeugend zu zeichnen, findet Pollmer.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 03.02.2022

Rezensent Jan Drees staunt über die sprachliche Unmittelbarkeit und schonungslose Offenheit in Daniel Schulz' Debütroman über eine Jugend in der Wendezeit zwischen importierten Schlagerhits und ostdeutscher Neonazi-Gewalt. Die Gewalterfahrungen des Protagonisten folgen laut Drees dem Gang der Geschichte und werden immer drastischer. Der Leser spürt die zunehmende Kälte, meint er, wenn Schulz von der zunehmenden Verunsicherung der Ostdeutschen erzählt und von ihren Abschottungsstrategien. Wie Kinder unter dem Eindruck der Wende zu Kriegern wurden, lässt sich hier gut nachvollziehen, findet Drees.