Bernd W. Kubbig (Hg.)

Brandherd Irak

US-Hegemonieanspruch, die UNO und die Rolle Europas
Cover: Brandherd Irak
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783593372846
Broschiert, 300 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Die USA setzen auf eine militärische Intervention, das heißt Krieg. Die Befürworter einer friedlichen Lösung laufen Gefahr, mehr und mehr ins Abseits zu geraten. Die kritischen Reaktionen aus Europa und der UNO lassen Risse im transatlantischen Verhältnis und unterschiedliche Interessen deutlich werden. Friedens- und Konfliktforscher, USA-Spezialisten, Nahost-Experten und Völkerrechtler diskutieren in diesem Band, welche Gefahren wirklich von der Region Persischer Golf ausgehen, welche Auswirkungen ein Militärschlag auf die staatliche Einheit des Irak sowie die gesamte Region hätte und erörtern politische Perspektiven für den Nahen Osten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.04.2003

Diese von drei Dutzend deutscher Experten verfasste Studie, so Rezensent Wolfgang G. Schwanitz, beschreibt die möglichen Staatsbildungsszenarien, die im Irak stattfinden könnten - unter der Bedingung, dass die Vereinigten Staaten keine längerfristige militärische Kontrolle ausüben. Grundsätzlich unterschieden werde zwischen einerseits dem "Karzai-Szenario", in dem ein Zivilist, und dem "Militär-Szenario", in dem ein sunnitischer Offizier die Spitze der Übergangsregierung übernähme. Beide Szenarien könnten allerdings zum "Islamisten-Szenario" werden und, "legal durch Wahlen", in eine "extreme Diktatur" führen. Ein der Außenperspektive gewidmeter Artikel, so Schwanitz, beschreibt die Befürchtung der Nachbarstaaten, der Irak könne zerfallen, was Schwanitz zur Frage verleitet, ob die Nachbarstaaten auch vor einem islamistischen Irak Angst hätten. Er glaubt allerdings, dass dies nicht der Fall ist. Auch ein Japan-Szenario in "drei Akten" - "Sturz, Entbaathisierung, Demokratisierung" - wird vorgestellt, in dem sowohl die kurdischen als auch sunnitischen "liberalen Eliten" gestärkt würden, was unter Umständen sogar wieder in die Monarchie führen könnte. Für den Rezensenten zeigen die "ergiebigen" Anlaysen dieses Buches, dass sich die USA mit dem Irak-Krieg in jedem Fall "langfristig an Mittelost gebunden" haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.03.2003

Rudolf Walther findet, dass über das "für und wider eines Krieges gegen den Irak" bereits jede Menge geschrieben wurde. In dem erschienen Band "Brandherd Irak" wurden 37 Beiträge von "Politikwissenschaftlern, Völkerrechtlern, Friedensforschern, Waffenexperten, Medizinern und Ökonomen" versammelt, in denen die politischen, militärischen und ökonomischen Problemen des Konflikts "akribisch" untersucht werden - und das "mit dem Sachverstand von Spezialisten", wie der Rezensent bemerkt. Im Mittelpunkt des Sammelbandes stehe die Frage, "wie gefährlich der Diktator ist und über welche Massenvernichtungswaffen er tatsächlich noch verfügt". Die Autoren kommen unter anderem zu dem Schluss, dass die einzig wirksame Arbeit von den UN-Waffeninspekteuren geleistet wurde und "solche Inspektionen der einzige Weg sind", um überhaupt sichere Informationen über die Waffenbestände Saddam Husseins zu gewinnen. Juristisch eingehend wird das von der Bush-Regierung formulierte Recht auf "antizipatorische Selbstverteidigung" untersucht und als Versuch einer Imperial- und Weltpolitik entlarvt, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.03.2003

Der von Bernd W. Kubbig herausgegebene Sammelband zur Irak-Krise hat Rezensent Werner Link im großen und ganzen überzeugt. Der Informationsgehalt und die analytische Qualität der einzelnen Beiträge sind - wie bei derartigen Sammelbänden üblich - nach Links Einschätzung recht unterschiedlich ausgefallen. Der aufmerksame Zeitungsleser werde oftmals den Eindruck haben, dass er wenig Neues erfährt, hält Link fest. Nichtsdestoweniger würdigt er einige Analysen als "instruktiv und lesenswert". So hebt er beispielsweise den Beitrag von Michael Bothe hervor, der klar zwischen geltendem Recht und noch zu schaffendem Recht unterscheide, die Erweiterung des Rechts auf vorbeugende Selbstverteidigung durch die amerikanische Regierung als nicht Rechtens bewerte, eine Veränderung des Gewohnheitsrechts auf multilateralem Weg indes für diskutabel halte. Als roten Faden, der sich durch den gesamten Band zieht, macht der Rezensent die zentrale Rolle des UN-Sicherheitsrates aus. Vor allem Gunther Hellmann und Michael Hedtstück haben nach Links Ansicht die deutsche Irak-Politik "präzise beschrieben".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.02.2003

"Ein sprödes Wissenschaftler-Manifest gegen den Krieg, jedoch nicht ohne Spannung" ist laut Rezensent Jochen Bittner die von Bernd W. Kubbig herausgegebene Aufsatzsammlung "Brandherd Irak". Die Beiträge seien zwar alle sehr kenntnisreich und beleuchteten den Paradigmenwechsel in der Sicherheitspolitik sehr differenziert, doch Bittner fürchtet, dass das Buch ein "nahes Verfallsdatum" hat: "Man wird das Buch wohl nicht so schnell lesen können, wie es von den Entscheidungen im Weißen Haus und im Sicherheitsrat überrollt wird" Der Rezensent fand das Buch dennoch "lehrreich", allerdings scheint er in den Aufsätzen klare politische Positionierungen und "leidenschaftliche Bekenntnisse" zu vermissen.
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