Anatoli Pristawkin

Schlief ein goldnes Wölkchen

Roman
Cover: Schlief ein goldnes Wölkchen
Aufbau Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783351038212
Gebunden, 319 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Thomas Reschke und neu überarbeitet von Ganna-Maria Braungardt und Christina Links. Fünfhundert Kinder aus einem Moskauer Waisenhaus werden im Sommer 1944 in den Kaukasus verschickt, unter ihnen Saschka und Kolka. Die elfjährigen Zwillinge hoffen, endlich ihren quälenden Hunger hinter sich zu lassen. Doch bereits ihre Ankunft wird von bedrohlichen Detonationen in den nahe gelegenen Bergen begleitet. Bewaffnete Tschetschenen, die der Zwangsaussiedlung entfliehen konnten, setzen sich erbittert gegen die russischen Eindringlinge zur Wehr - und die Brüder geraten nach Momenten überwältigenden Glücks in größte Gefahr. Anatoli Pristawkin bringt die politischen Realitäten so ungeschönt zur Sprache, dass sein Werk in Russland erst mit Beginn der Perestroika erscheinen durfte. Jetzt in aktualisierter und überarbeiteter Übersetzung der unzensiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2021

Rezensentin Sabine Berking ist glücklich, dass Anatoli Pristawkins russischer Klassiker, stark zensiert erstmals 1981 erschienen, nun in der ursprünglichen Übersetzung von Thomas Reschke, aber neu bearbeitet von Ganna-Maria Braungardt und Christina Links, erneut publiziert wurde. Die Kritikerin liest die autobiografisch grundierte Geschichte um ein verwaistes Zwillingspaar, das in ein Kinderheim in den Kaukasus verschickt wird, so erschüttert wie berührt. Im Hintergrund der Geschichte steht Stalins großer Bevölkerungsaustausch, klärt Berking auf: Im Februar 1944 veranlasste Stalin die Deportation einer halben Million Tschetschenen aus dem Kaukasus nach Kasachstan und Sibirien, die beiden Zwillingsbrüder geraten tief in die grausamen Kämpfe der Nationalitätenpolitik, fährt die Rezensentin fort. Pristawkins Sprache voller Witz und Klugheit machen den Roman für die Kritikerin zu einem der "schönsten und aufrichtigsten" Bücher der russischen Literatur.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.07.2021

Anatoli Pristawkins Roman von 1987 ist für den nicht zeichnenden Rezensenten ein Ereignis. Die eindringliche auf autobiografischen Erfahrungen des Autors beruhende Schilderung des Schicksals zweier russischer Zwillingsbrüder in einem kaukasischen Kinderheim besticht für den Rezensenten durch Nähe zum leidvollen Geschehen, gut dosierte Perspektiv- und Zeitenwechsel und einprägsame Bilder. Ein Buch, das nicht nur seines Tabubruches wegen lesenswert ist, versichert der Rezensent. Navid Kermanis Nachwort empfiehlt er als Einstieg.