Amy Waldman

Der amerikanische Architekt

Roman
Cover: Der amerikanische Architekt
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2013
ISBN 9783895614910
Gebunden, 507 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Brigitte Walitzek. Eine Jury hat sich in Manhattan versammelt, um den besten Entwurf einer Gedenkstätte für die Opfer des Terroranschlags vom 11. September auszuwählen. Nach langwierigen Beratungen und einem zähen Ringen um das richtige Konzept öffnen die Juroren den Briefumschlag, der den Namen des bislang anonymen Gewinners enthält und sind schockiert. Der Architekt ist ein Muslim. Innerhalb der Jury setzt sich Claire Burwell am leidenschaftlichsten für den umstrittenen Gewinner ein. Als Betroffene, die ihren Mann bei dem Attentat verlor, hat ihre Stimme besonderes Gewicht. Doch als die Entscheidung an die Öffentlichkeit gelangt, gerät Claire ins Visier entrüsteter Familienangehöriger und wird zur Zielscheibe sensationshungriger Journalisten, radikaler Aktivisten und ehrgeiziger Politiker. Nicht zuletzt bringt der so komplizierte wie begabte Architekt sie an ihre Grenzen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.07.2013

Amy Waldman spielt in ihrem ersten Roman, "Der amerikanische Architekt", ein heikles Gedankenexperiment durch, verrät Angela Schader. Was wäre, wenn nach 9/11 ein US-amerikanischer Architekt mit dem Namen Mohammad Khan die anonyme Ausschreibung für das Ground-Zero-Memorial gewonnen hätte? Von dieser Frage ausgehend entwirft die Autorin eine kleine Geschichte, die den Anspruch der Toleranz, Freiheit und Gerechtigkeit, wie er von vielen demokratischen Industrienationen gerne hochgehalten wird, auf die Probe stellt, fasst Schader zusammen, die der Autorin besonders zugute hält, hierfür den "sakrosankten Leerraum von Ground Zero" fruchtbar gemacht zu haben - das fordert Mut, findet sie. Die Rezensentin kann allerdings der Selbstkritik der Autorin, die diese vor einiger Zeit in einem Interview formulierte, nur zustimmen: es hätte dem Buch gutgetan, wenn Waldman vor dem Schreiben etwas mehr über Stil, Charakterzeichnung und Struktur nachgedacht hätte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.02.2013

In den USA wird Amy Waldmans Debütroman "Der amerikanische Architekt" schon mit Tom Wolfes "Fegefeuer der Eitelkeiten" verglichen, berichtet Sabine Rohlf, die den Vergleich durchaus nicht abwegig findet. Die Geschichte um einen indischstämmigen Moslem, der die Ausschreibung für einen 9/11-Gedenkstätte gewinnt und damit eine erhitzte Debatte, wenn nicht gar eine nationale Krise auslöst, halte der amerikanischen Gesellschaft einen Spiegel, nein, "einen blank geputzten Spiegel" vor, meint die Rezensentin, der besonders gefällt, wie differenziert Waldman die unzähligen Graustufen zwischen Gut und Böse ausschraffiert - durch und durch böse ist nur eine Figur, eine Skandalreporterin - bemerkenswert angesichts Waldmans eigenen journalistischen Hintergrunds, findet Rohlf, die das Buch als einen unterhaltsamen und aufschlussreichen Einblick in die "Reflexe einer beschädigten demokratischen Kultur" empfiehlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2013

Anja Hirsch zeigt sich beeindruckt von Amy Waldmanns Versuch die Selbstfindungsprozesse der amerikanischen Gesellschaft nach den Anschlägen vom 11. September noch einmal scharfzüngig und kritisch anhand einer Reihe von Einzelschicksalen zu erzählen. Dass der Roman dialoglastig und klug komponiert ist und den Leser und seine Empathie immer wieder herausfordert, ist für Hirsch ein Plus des Textes. Die einzelnen, sehr unterschiedlichen Interessen bei der Suche nach einem geeigneten Mahnmal werden für Hirsch deutlich; Prinzipientreue, Machtinteressen, Sehnsüchte, Rachegefühle und wie sie einander bedingen.
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