Alexander Ikonnikow

Taiga Blues

Cover: Taiga Blues
Alexander Fest Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783828601505
Gebunden, 175 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Annelore Nitschke u.a.. Das vertrackt komplizierte, trotzdem glücklich machende Leben in der russischen Provinz - Alexander Ikonnikow beschreibt es in seinen Geschichten mit Witz und Menschenkenntnis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.11.2002

Viel kann Rezensent Christoph Bartmann nicht an dem Buch finden: Die Erzählungen seien zu kurz und oft banal: "Entweder werden Witze erzählt, oder es werden Witze zu kleinen Erzählungen ausgebaut", mosert Bartmann. Außerdem trample der Buchautor auf alten Pfaden, denn anstatt mit den russischen Klischees aufzuräumen, schlachte er sie aus. Die Geschichten seien zwar absurd, beschwüren aber im Grunde nur die altbekannte "Russische Seele". Zu selten präsentiere der Buchautor einen Helden der neuen Zeit. Wenn er das tut, wie bei der Geschichte über Petrowitsch Puschkin, denkt sich der Rezensent, wie gut dieses Buch sein könnte, "wenn Ikonnikow seine Figuren häufiger aus dem unspektakulären, dem mittleren Leben des heutigen Russland rekrutiert hätte?". In solchen Momenten schöpft der Rezensent Hoffnung, und blickt wohlwollend und erwartungsfroh in die Zukunft: "Ikonnikow ist ja noch jung und hat, wie zu hören ist, einen Roman in Arbeit.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2002

Der Jungautor hält, was das alte literarische Russlandklischee verheißt, meint Thomas Grob: viel Schlendrian und eine versoffene, aber herzensgute russische Seele. Er sieht Alexander Ikonnikows Erzählungsband im übrigen dennoch als gelungenes Debüt, das trotz oder eben aufgrund der typisch russischen Ingredienzien die Leser in Bann zieht. Das liegt daran, meint Grob, dass der Autor selbst dort lebe, worüber er berichte, nämlich in der russischen Provinz. Ikonnikows Stärke sei seine Beobachtungsgabe und die knappe anekdotische Erzählweise, die ihn für Grob sehr viel näher an Wladimir Kaminer als an die großen russischen Erzähler wie Gawrilow oder Popow heranrückt. Die meisten Geschichten würden ins Groteske gewendet, so Grob, und verliefen meist nach der gleichen Dynamik: "Zerstörung, Verflachung, Resignation". Überhaupt tauche hinter aller Absurdität eine Welt auf, die letztlich alles absorbiert und unverändert bleibt. Nicht alle Geschichten halten Grobs wohlwollendem Urteil stand, doch die meisten becircen ihn durch Komik, Selbstironie und eine distanzierte, manchmal fast unverbindlich wirkende Haltung des Autors. Letzteres irritiert Grob dann auch ein klein wenig.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

"Jeder Russe, der hat Sääle!", sang Helen Vita, meint Rezensent Rolf-Bernhard Essig und schreibt Autor Alexander Ikonnikow. Von "Taiga Blues" geht eine überwältigende, betäubende Wirkung aus, schwärmt Essig deshalb in seiner schön bündigen Besprechung dieser Erzählungen aus der russichen Provinz. Ikonnikow verachte Sozialkitsch, habe aber keine Angst vor Klischees, soweit sie die aktuelle Lage treffen. Essigs Fazit: "So hat fast jede dieser 44 kurzen Geschichten, Szenen, Miniaturen einen Ton, der den Leser unmittelbar hineindrängt in ein fremdes, grelles, aggressives, komisches, anrührendes Leben."
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