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GPT ist im Grunde der
Tsunami der Kosmopolitismus-
Debatte": GPT forciert mit "neuer Wucht die
Klärung universell gültiger Werte",
meint der
Medienwissenschaftler Roberto Simanowski, der in der
NZZ von den Herausforderungen berichtet,
KI Moral zu lehren. Ein
Buch zum Thema hatte er bereits vor drei Jahren veröffentlicht. "Was die Moral von Sprach-KI betrifft, so ist diese vor allem
amerikanisch geprägt. Das ergab eine Studie, die GPT-3 einen australischen Entwurf für
schärfere Waffengesetze zusammenfassen ließ. GPT sah darin einen Angriff auf das Recht der Selbstverteidigung und riet den australischen Staatsbürgern, ihre Abgeordneten zum
Einspruch gegen das Gesetz aufzufordern. Die Sicht von GPT war geprägt vom Zweiten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung aus dem Jahre 1791, wonach das Recht auf den Besitz und das Tragen von Waffen nicht eingeschränkt werden dürfe. Der Aufsatz, der im März 2022 über diese Verzerrung berichtet, trägt den Titel: 'Der Geist in der Maschine hat einen amerikanischen Akzent: Wertekonflikt in GPT-3.' Wenn dieser Geist per GPT in alle Welt getragen wird und heikle Fragen wie
Abtreibung,
Meinungsfreiheit,
Sterbehilfe auf seine Weise beantwortet, kommt das einem heimlichen Kulturexport per Technik gleich. Es ist, wie Wolfram Eilenberger formulierte, die Fortsetzung des
Kulturimperialismus mit KI-Mitteln."
In der
SZ berichtet Philip Bovermann von den
Klagen gegen das "
Internet Archive", das nicht nur Websites speichert, sondern auch
Kulturerbe digitalisiert und wie eine Leihbibliothek anbietet: Ganze Bücher, Livekonzerte, eine Viertelmillion Videos und Games sind hier zu finden - Ziel ist es, möglichst die gesamte Kulturgeschichte zu digitalisieren. Erst klagten die
Verlage, nun mehrere
Plattenfirmen: "Im Archiv befinden sich rund 3000 Musikstücke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die mit dem charakteristischen Knacken alter Schellackplatten aufgezeichnet wurden, aber auch auf Streamingdiensten angeboten werden - digital gereinigt, ohne Knacken. Stücke von Frank Sinatra sind darunter, auch traditionelle Lieder auf Jiddisch und Tschechisch. (…) Die Plattenfirmen sehen einen entstandenen Schaden von bis zu
412 Millionen US-
Dollar - eine Summe, die eine spendenfinanzierte Organisation wohl kaum bezahlen könnte, selbst wenn die Kläger nur teilweise recht bekämen. Das Internet Archive erhöht jetzt den Einsatz. Es hat angekündigt,
Berufung einzulegen gegen die Einigung mit den Verlagen, die es gerade erst ausgehandelt hat."