05.10.2007. Der Schriftsteller Walter Kempowski ist nach langer Krankheit gestorben. Hier einige Links zu letzten Interviews und ersten Nachrufen.
Der
Schriftsteller Walter Kempowski ist gestern Nacht nach langer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben. Viel gelesen war Kempowski seit den siebziger Jahren, am bekanntesten aufgrund der erfolgreichen Romanverfilmung wohl der Band "
Tadellöser & Wolff" aus seiner neun Bücher umfassenden "Deutschen Chronik". Die mangelnde Anerkennung bei der Kritik hat Kempowski lange als Kränkung empfunden. In den neunziger Jahren gelang ihm auch hier der Durchbruch mit seinem
"Echolot"-Projekt, einer großen "Tagebuch"-Collage aus Texten bekannter und unbekannter Personen, die Kempowski in einem privaten Archiv sammelte.
Kempowski hat noch bis vor kurzem zu den
Literaturnachmittagen in sein Haus nach Nartum geladen und aus seiner schweren Erkrankung kein Geheimnis gemacht. In einer Reihe von Interviews hat er sich selbst noch im Frühjahr und Sommer 2007 als heiteren Sterbenden präsentiert. Zum Schriftsteller
Benjamin von Stuckrad-Barre, der ihn im Mai für den
Spiegel besucht hat, meinte er nonchalant: "Ich sterbe doch gerne." Im Interview mit der Peter Teeuwsen für die
Weltwoche erinnert er sich an die Gründung seines Tagebucharchivs: "Sehen Sie mal,
Silvester 1980 hatten wir hier eine kleine Gesellschaft, und ohne dass die Leute was ahnten, hab ich Schlag Mitternacht gesagt: Jetzt gründe ich das autobiografische Tagebucharchiv. Die dachten, ich mach Witze." Im Juni war der Autor Falko Hennig für die
Welt beim todkranken Dichter zu
Besuch. Im ARD-Kulturmagazin "Titel, Thesen, Temperamente"
kündigte Kempowski schon mal an, dass noch eine ganze Weile mit
Neuerscheinungen von ihm zu rechnen sein wird. "Von seinem neuen Buch, das erst nach seinem Tod erscheinen soll, zeigt er uns ein erstes Druckexemplar: 'Ein schreckliches Rosa, aber es ist ein Tagebuch, Nummer 124, mit Bildern versehen. Davon habe ich fünf Stück schon fertig. Also, mit Kempowski werden Sie es
noch lange zu tun kriegen.'"
Die Berliner
Akademie der Künste, der Kempowski sein Archiv überlassen hat, widmete dem Lebenswerk des Autors in diesem Sommer die
Ausstellung "
Kempowskis Lebensläufe", die Eröffnungsrede hielt Bundespräsident Horst Köhler. Texte zur Ausstellung in der
FAZ und in der
taz.
Die
offizielle Website Kempowskis ist eher karg, reichhaltiger ist eine
Seite der Universität Bielefeld. Ein nicht ganz aktuelles
Link-Verzeichnis gibt es bei der FU Berlin,
Radio Bremen hat eigene Beiträge zu Kempowski auf einer gesonderten Seite versammelt.
Online sind die
ersten Nachrufe erschienen, von Edo Reents in der
FAZ, von Hendrik Werner in der
Welt, von Gerhard Henschel in der
taz, anonym in der
SZ.