Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
06.12.2003. In der SZ erzählt Richard Swartz von seiner Reise in die unbekannte Ukraine. In der FR wünscht sich der Soziologe Heinz Bude mehr Respekt in der Politik. Die taz verabschiedet den halbgebildeten studentischen Besserwissers. In der NZZ verrät uns Hans Magnus Enzensberger seine liebsten Wörterbücher. Und in der FAZ fürchtet Intendant Peter Mussbach, dass die Berliner Kulturpolitik mit der Opernstiftung allenfalls sich selbst retten kann, nicht aber die drei Opern. 

SZ, 06.12.2003

In der Wochenend-Beilage erzählt der Autor Richard Swartz (mehr) von seiner Reise in die Ukraine, die nicht gerade im Zentrum Europas liegt: "Auf der Rückseite des Denkmals, das zu Ehren des Nationaldichters Schewtschenko in Lwiw errichtet wurde, ist die ukrainische Geschichte in einer stilisierten und verkürzten Ausgabe dargestellt, die leider eher der Wahrheit als der Dichtung entspricht. Wahr ist auch, dass die Politiker und Dichter, die man hier abgebildet findet, dem Rest der Welt ganz unbekannt sind. Doch das gilt auch für die, denen der Krieg, Stalin oder der Kommunismus das Leben raubten. Namenlos sind sie auf der Rückseite des Denkmals durch eine Figur ersetzt worden, die in Eisen oder Bronze seinen Schmerz herausschreit. Die Welt hat diese Opfer nicht einmal vergessen, weil sie nie Notiz von ihnen genommen hatte."

Im Feuilleton: Alex Rühle macht uns mit Lille, einer der beiden Kulturhauptstädte des Jahres 2004 (die andere ist Genua) bekannt: Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten ganz außerordentlich viel verändert. Als architektonisches "Ensemble von weltstädtischem Rang" wird mit der Übergabe des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses das "Band des Bundes" kenntlich, meint jedenfalls Gottfried Knapp. Gerd Koenen (mehr) stellt in der Reihe "Briefe aus dem XX. Jahrhundert" einen Brief Bernward Vespers an Gudrun Ensslin vor, geschrieben anno 1968 ins Gefängnis. Christiane Schlötzer berichtet, dass in Athen der dortige Erzbischof vor der Barbarei warnt, die todsicher ausbreche, sollte die Türkei nach Europa kommen. In Miami begegnen sich die europäische Kunst, das gute Wetter und jede Menge Dollars auf der Messe Art Basel Miami Beach (Website). "Relaxing" soll der Museumsbesuch sein in den USA: Brigitte Schütz ist sich nicht ganz sicher, ob deutsche Museumsmacher, die sich in Washington zu einer Tagung trafen, sich da wirklich ein Vorbild nehmen sollten.

Außerdem: Cord Beintmann porträtiert den dem Kunsttheater abgeneigten Regisseur Stephan Bruckmeier, der gerne die Intendanz des Wiener Volkstheaters übernehmen will. Eine Dramatisierung von E.T.A. Hoffmanns "Klein Zaches" hat Werner Burckhardt am Hamburger "Thalia"-Theater gesehen. Skandinavisches Design wird derzeit im Kunstgewerbemuseum Berlin ausgestellt. Lothar Müller hat J.M. Coetzees jüngsten Roman gelesen, bisher nur in englischer Sprache erschienen. Eher erstaunt vermeldet er auch, dass Coetzee morgen tatsächlich eine Nobelpreisrede halten will: das Copyright freilich verweigert er der Akademie - ein Novum. Fritz Göttler schreibt über die kalte Schönheit von Jean-Claude Brisseaus Film "Heimliche Spiele". Beinahe drohend fragt dagegen Susan Vahabzadeh "Wieviel Humor haben die Franzosen?" - wie oft der fünffach nominierte "Goodbye, Lenin!" den Europäischen Filmpreis wirklich erhält, bleibt nämlich abzuwarten.

Besprochen werden ein Buch von Hellmut Wilke über politische Unordnung, die Erstübersetzung eines Romans von Ford Madox Ford und ein Lexikon, Lesebuch, Parkführer über den Berliner Südwestkirchhof (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

In der SZ am Wochenende macht sich der höchst erfolgreiche Sams-Autor Paul Maar Gedanken darüber, warum Kinder (nicht nur seine) Geschichten lieben. Alexander Gorkow interviewt den "Todfeind der Orthopäden", Werner Kieser, der mit seinen Körper-Trainings-Studios auf "Reduktion" schwört. Eine Liebhaberin des Virilen schlägt zurück: Wäis Kiani hält das neue Ideal der Metrosexuals für eine Verwirrung, mit der sofort Schluss sein sollte: ein Männer-Test hilft weiter. Kristin Rübesamen wundert sich, dass neuerdings im deutschen Fernsehen auch Millionenerben ihr Leid klagen dürfen.

FR, 06.12.2003

Der Soziologe Heinz Bude, oder einfach: "der Generationen-Bude" (sagt das Intro; hier mehr), plädiert in Manifest-Tonlage für eine soziale Politik nicht länger der Umverteilung, sondern des Respekts: "Eine Politik des Respekts unterstellt die Unverzichtbarkeit jedes Einzelnen für das Wohl aller. Damit wird nicht idealistisch so getan, als ob alle gleich wären, aber auch nicht materialistisch davon ausgegangen, dass durch staatliche Ausgleichszahlungen soziale Teilhabe gesichert wäre. Eine Politik des Respekts verbietet sich herablassendes Mitleid, weil sie mit der Möglichkeit jedes Einzelnen rechnet, sich wieder aufrichten zu können. Aber sie ist zugleich zur tätigen Unterstützung derer bereit, die sozial verwundbar sind oder sich schon gesellschaftlich entkoppelt haben. Es ist der Respekt, der Selbstständigkeit verlangt und Sorge begründet." Das Ganze gehört in ein über die heutige FR verteiltes Dossier, das eine Alternative zu den bisher vorgeschlagenen Alternativen zum Sozialstaat sucht.

Außerdem: Abgedruckt findet sich eines der letzten Interviews mit dem in die ewigen Schauspielgründe eingegangenen Will Quadflieg, der keine heile Welt verlassen hat: "Bücher und Bibliotheken stehen verstaubt, und die Menschen verblöden vor dem Fernseher. Eine Katastrophe überstürzt die andere, so dass wir gar nicht mehr dazu kommen, die Entsetzlichkeit der Ereignisse zu empfinden." "Happy End" ist der - allerdings höhnische - Titel einer Ausstellung (Website) der Künstlerin Gloria Friedmann in Duisburg, Peter Iden hat sie sich angesehen. In Rotterdam war Anneke Boken und berichtet von einer Ausstellung der mit tatsächlichen Bauten eher wenig beschäftigten Architekten vom Studio Asymptote. Matthias Dell denkt über den Film "Motown" nach und über Erfurt, wo er spielt, und über englische Namen von Bars in deutschen Städten. Renee Zucker erinnert sich in ihrer Zimt-Kolumne daran, wie einmal Alexander Kluge bei Wolfgang Neuss zu Besuch war. Neuss übrigens wäre diese Woche achtzig geworden.

TAZ, 06.12.2003

Studentenstreik in Berlin, aber nichts, bemerkt Cord Riechelmann, ist wie früher: "Der Typus des halbgebildeten autoritären theoretischen Besserwissers scheint in diesem Streik abhanden gekommen zu sein. Beziehungsweise hat er eine Transformation erfahren. Natürlich gibt es auch Gegner des Streiks, deren Argumente von 'Uns geht es immer noch zu gut' bis hin zu, dass man mit dem Streik ja doch nichts erreicht, reichen. Nur treten ihre Verfechter nicht in Erscheinung. Wie Mander sagt, kommunizierten sie untereinander hauptsächlich über das Netz und E-Mails, tauchten auf den Veranstaltungen, obwohl man sie eingeladen habe, nicht auf."

In Mannheim gönnt der documenta-Künstler Mo Edoga (mehr hier) seiner berühmten Schwemmholzkugel eine großzügige Runderneuerung: das Ding aus einer fremden Welt wächst dabei allerdings der städtischen Bürokratie über den Kopf. Alles in allem unbefriedigend findet Katrin Bettina Müller Luk Percevals Andromache-Inszenierung an der Berliner Schaubühne. Robert Misik gratuliert Noam Chomsky zum 75. Geburtstag, dem bedeutenden Linguisten ebenso wie dem "kauzigen Anarcholibertären" (Seine MIT-Homepage).

Außerdem: Alle Jahre wieder einen Aufreger wert: die bevorstehende Turner-Preis-Vergabe (Website). Brigitte Werneburg sieht's dialektisch: "Der Preis schadet der Kunst nicht, wie die FAS weiß. Er schadet ihr bei einem Teil des Publikums. Das aber ist so wenig repräsentativ wie der Teil, bei dem er der Kunst nutzt." Eine wirklich frohe Botschaft vermeldet Gerrit Bartels: Die Zeitschrift "ndl" macht nun doch weiter, der Talkshowproduzent Peter Schwartzkopff ("Andreas Türck") will sie sich leisten.

In der tazzwei gratuliert Joseph von Westfalen dem Münchner Cafe Ruffini zum 25. Geburtstag: "Stünde das Ruffini in Frankfurt, würde hier die Neue Frankfurter Schule ein und aus gehen: Gernhardt, Henscheid, Waechter, Poth, Traxler usw. Ein bisschen schade, dass das Ruffini nicht älter ist. Oder Adorno nicht etwas länger gelebt hat. Dann hätte er sich bei einem Münchenbesuch hier mit Henze oder Habermas verabredet. Er hätte dagesessen, wäre nicht weiter aufgefallen, nur der eine oder andere Gast hätte gefunden: Der passt gut hier rein, der Adorno." (Im Netz gibt's weitere Lobeshymnen.)

Barbara Bollwahn porträtiert im tazmag den Millionär Klaus Barski, der jetzt berühmt werden will, und zwar als Autor: "Auf der Fahrt von Frankfurt nach Königstein kommt Barski sofort auf den Punkt. 'Die Geschichte ist Folgende', sagt er und zieht die Mütze in die Stirn. 'Ich habe nicht vor, den Pulitzerpreis zu gewinnen, aber ich will ganz hoch in die Bestsellerlisten!'" In einem Vierergespräch geht's ums Hemd, nicht das letzte, sondern viel grundsätzlicher: Modefragen. Besprochen werden Bücher über das Alter und das Altwerden, ein Ratgeber des Arztes und Kommunisten Friedrich Wolf, ein Bestiarium und Anne Atiks Erinnerungen an Beckett (mehr in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr.)

NZZ, 06.12.2003

In der Wochenendbeilage Literatur und Kunst stellt uns Hans Magnus Enzensberger (mehr) seine liebsten Wörterbücher vor - von Grimm, von Littre (beide stark verbesserungsbedürftig) und Murrays "The Oxford English Dictionary" (vorbildlich!) - und verteidigt überzeugend seine Obsession: "Nur weil ich kein einziges Wort Japanisch kann, sollte ich auf die eleganten, in flexibles schwarzes Saffianleder gebundenen beiden Duodez-Bändchen verzichten, die mir auf je 500 Seiten Dünndruck Zugang verheißen zu einer gänzlich unbekannten Zeichenwelt?"

Wolfgang Dömling erinnert an einen widerspenstigen Bürgerschreck vor, der am 11. Dezember 200. Geburtstag hat und kein Erfinder der Programmmusik war, obwohl selbst Robert Schumann das glaubte: Hector Berlioz. So sehr Schumann die "Symphonie fantastique" faszinierte, "(kongenial, was er aus dem Klavierauszug alles erahnen konnte), so ästhetisch minderwertig stufte er die Idee des 'Programms' ein (vom degoutanten Inhalt ganz abgesehen). Er könne sich, bemerkte Schumann bissig, die 'Franzosen, denen mit ätherischer Bescheidenheit wenig zu imponieren ist', gut vorstellen 'mit dem Zettel in der Hand nachlesend und ihrem Landsmann applaudierend, der alles so gut getroffen; an der Musik allein liegt ihnen nichts'." Außerdem grübelt Thomas Schacher, warum Berlioz in Deutschland so selten aufgeführt wird ("Der zentrale Punkt ist der, dass die Musik von Berlioz nur zu einem kleinen Teil auf der deutschen Beethoven-Tradition fußt, von der unser Musikleben und -denken weitgehend geprägt ist.") Und Hermann Hofer porträtiert den Komponisten als "eine Art Ur-Erfinder der Moderne".

Weitere Artikel: Jörg Becker denkt nach über Aviatik und Film, "zwei Jahrhundertentwicklungen, die unsere Raum-Zeit-Wahrnehmung revolutioniert haben. Filmmontage hat wie die Flugfähigkeit die visuelle Fiktion begründet, jederzeit an jedem Ort sein zu können." Volker Klotz sucht in Mark Twains "Huckleberry Finn" und Mor Jokais Roman "Goldmensch" nach der Wahlverwandtschaft von Erzählen und Navigieren.

Im Feuilleton stellt Roman Hollenstein das Auditorio de Tenerife vor, ein dramatisch an der Hafenfront inszeniertes Konzerthaus von Santiago Calatrava in Santa Cruz, das "bald an ein Segelschiff oder die über dem Anaga-Gebirge aufgehende Mondsichel, bald an einen Helm oder die Haube einer bretonischen Bäuerin erinnert". Für Joachim Güntner ist Ulla Berkewicz aus dem Konflikt mit dem gerade zurückgetretenen Stiftungsrat des Suhrkamp Verlags "gestärkt" hervorgegangen. Und Roman Kurzmeyer schreibt zum 100. Geburtstag des Schweizer Malers Max von Moos.

FAZ, 06.12.2003

In einem ganzseitigen Interview mit Eleonore Büning erklärt Peter Mussbach, Intendant der Deutschen Staatsoper, warum er strikt gegen die Stiftung "Oper in Berlin" ist, mit der die drei Berliner Opernhäuser unter einem Dach vereinigt werden sollen: Die Stiftung, so Mussbach, "ist finanztechnisch so ausgestattet, daß sie nach spätestens drei Jahren nicht mehr überlebensfähig sein wird". Dann werde sie sich "mit einer Frage befassen müssen, die jetzt bereits, sei es als Drohung, sei es als Perspektive, immer wieder angeschnitten wurde: eine Großfusion nach Pariser Modell oder Schließung eines Hauses. Da alle drei Häuser bis dahin GmbHs sein werden, ist das dann leichter machbar." Und was das schönste ist für die Politiker: Sind die Opernhäuser pleite, tragen nicht sie Schuld daran, "die eine bankrottreife Kulturpolitik gemacht haben, sondern der Geschäftsführer oder der Intendant, der das Pech hatte, der letzte zu sein, den die Hunde beißen".

Weitere Artikel: Dieter Bartetzko feiert die neue Veranstaltungshalle der Bundestagsabgeordneten, das Marie-Elisabeth-Lüdershaus von Stephan Braunfels: "Solch eine Raumverschwendung hat es bei uns seit den notorisch freigebigen Jahrzehnten um 1900 nicht mehr gegeben." Im Interview erklärt der Erziehungswissenschaftler Elmar Tenorth die Bildungsstandards, die von der Kultursministerkonferenz beschlossen wurden: Es reicht künftig "nicht mehr aus, mechanisch einen Algorhythmus abzuarbeiten, die Schüler sollten schon verstehen, wozu das gut ist. Wenn der Schüler später dann zum Beispiel auf einen Versicherungsvertreter trifft, der ihm eine Lebensversicherung verkaufen will, wird ihm das mechanische Verständnis wenig helfen, weil er Zinssätze und Verluste nicht versteht." Paul Ingendaay empfiehlt spanischen Politikern die Pflege der Verfassung mittels besserer Umgangsformen, "denn heute sind Beschimpfungen wie 'Verräter' und 'Faschist' in der politischen Auseinandersetzung allerkleinste Münze."

Joseph Croitoru meldet, dass die umstrittene Studie zum Antisemitismus jetzt in zwei Versionen im Netz steht: einmal so wie das Berliner Zentrum für Antisemitismus-Forschung sie geschrieben hat, und einmal so wie das Wiener Meinungsforschungsinstitut EUMC sie dargestellt wissen will: mit Hinweisen auf die "Mängel" der Berliner Studie und dem Vorwurf des Antiislamismus ihrer Verfasser. Walter Moers gratuliert Vito von Eichborn, "der mit hornhautüberwachsenen Fingerkuppen ein Buch vom Autor zum Kunden trägt und dabei Steine aus dem Weg rollt, in einer von krächzenden Geiern überflogenen Kulturlandschaft, mit einer Eisenkugel am Bein. Und dabei eine Gitane raucht. Obwohl er sich das Rauchen mittlerweile abgewöhnt hat", zum Sechzigsten. Wolfgang Sandner gratuliert dem Komponisten Henryk Gorecki zum Siebzigsten.

Martin Mosebach (mehr) porträtiert den Philosophen Gerhard Nebel (mehr) als "einen in Deutschland überaus bekannten, in allen Epochen der neueren Geschichte wohlvertretenen Typus: den Schreckensmann. Der deutsche Schreckensmann ist bitter arm, er lebt oft genug wie ein Bettler. Seine Armut schert ihn aber nicht. Er sorgt nicht, er spart nicht, er streckt sich nach keiner Decke. Er trägt seine Lumpen mit herausforderndem Stolz." Und Werner Spies umreißt das Vermächtnis des Ethnologen Claude Levi-Strauss.

Auf der Medienseite stellt Kerstin Holm die "Geschichten eines Kreml-Diggers" der russischen Reporterin Jelena Tregubowa vor. Sie "sparen die harten Themen von Korruption, ihrer Duldung bei politischen Freunden und ihrer Ahndung bei Feinden aus. Sie hält sich an die banalen, physischen und persönlichen Details. Im Zeitalter der Fernsehrealität rührt freilich gerade das an besonders empfindliche Nerven ... wenn eine kleine Reporterin dem von seiner Gefolgschaft mit sublimer Erotik umschwärmten Präsidenten bescheinigt, seine 'mickrige' Figur mache sein angebliches regelmäßiges Kampfsporttraining schwer vorstellbar, so klingt es in diesem für Kindermärchen sehr empfänglichen Land wie die Feststellung, der Zar sei nackt." Ralf Witzler beschreibt die Probleme der Zeitungen in Karelien während des russischen Wahlkampfs: Jeder politische Kommentar kann als "Agitation" ausgelegt und mit einer hohen Geldbuße belegt werden.

Besprochen werden Joe Dantes Comicfilm "Looney Tunes - Back in Action" und Bücher, darunter Durs Grünbeins Poem "Vom Schnee oder Descartes in Deutschland" und Adam Zagajewskis Gedichtband "Die Wiesen von Burgund" (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr). Auf der Schallplatten- und Phono-Seite geht's um "zwingende Einzelaufnahmen der Maria Callas", eine Einspielung von Kurt Weills "The Firebrand of Florence", CDs von Jason Mraz, den High Llamas und Patricia Kaas.

In der Frankfurter Anthologie stellt Felicitas von Lovenberg ein Gedicht von Michael Krüger vor:

"Herzklopfen

Es sind die einfachen Dinge,
die uns nicht schlafen lassen:
ein Herzklopfen,
eine Handergreifung,
ein verwundertes Umsichschauen.
Nicht die krausen Gedankenspiele,
nicht die wunderlichen Grübeleien,
nicht der tolle Maskenscherz
der Wahrheit.
Es ist die große Fußstapfe,
die uns plötzlich den Weg weist,
halb gebietend, halb segnend,
und klopfenden Herzens
stolpern wir durch den Schlaf."