Wolf Haas

Verteidigung der Missionarsstellung

Roman
Cover: Verteidigung der Missionarsstellung
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2012
ISBN 9783455404180
Gebunden, 238 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

"Als ich mich das erste Mal verliebte, war ich in England, und da ist die Rinderseuche ausgebrochen. Als ich mich das zweite Mal verliebte, war ich in China, und da ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Und drei Jahre später war ich das erste registrierte Opfer der Schweinegrippe. Sollte ich je wieder Symptome von Verliebtheit zeigen, musst du sofort die Gesundheitspolizei verständigen, versprich mir das."
Gegen das Verlieben kämpft Benjamin Lee Baumgartner einen aussichtslosen Kampf. Diese Seuche bringt ihn um den Verstand. Mit Kopfverdrehen fängt es an. Mit Gehirnerweichung geht es weiter. Und das Schlimmste daran: Der Patient infiziert auch noch seinen Autor. Vorsicht, höchste Ansteckungsgefahr!

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2012

Franz Haas ist ziemlich begeistert von "Verteidigung der Missionarsstellung", dem neuen Roman seines Namensvetters Wolf. Der Rezensent vergleicht das Buch mit den Endlos-Treppen-Bildern von M.C. Escher: Von Weitem betrachtet wirke der Plot ganz einfach; folge man beim Lesen aber den Spuren des Romans, stoße man auf Fallen, endlose Zirkel und Spiegelungen. Da werden Erzählstränge aufgenommen und brechen plötzlich ab, Buch und Autor finden sich im Buch wieder, Figuren sind angetan von dem Roman, den der Leser selbst in Händen hält, berichtet Franz Haas. Dazu komme eine verspielte schriftstellerische Meta-Ebene. Anmerkungen des Autors Wolf Haas finden sich neben Passagen der gleichnamigen Figur in eckigen Klammern und hier und da gibt es winzig klein gedruckte Passagen - auch auf Chinesisch. Der Rezensent verspricht, dass gerade diese Stellen besonders lustig sind. Die eigentliche Geschichte: der Schriftsteller Haas schreibe ein Buch über seinen Freund Baumgärtner, der sich immer dann verliebe, wenn irgendwo eine Epidemie ausbreche, fasst Franz Haas zusammen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2012

Wen schon die Weitschweifigkeit der Hauptfigur von Wolf Haas' Brenner-Krimis gestört hat, der wird mit dessen jüngstem Roman seine liebe Mühe haben, sagt Rezensentin Kristina Maidt-Zinke voraus. Hier ist nämlich die Abschweifung, das Elliptische, Sprachspielerische auf die Spitze getrieben, bemerkt die Rezensentin fröhlich. Überhaupt ringt ihr die Mischung aus "Konkreter Poesie und postmodernem Roman" einigen Respekt ab. Es geht um einen Sprachwissenschaftler Haas und seinen besten Freund, der sich reisend und auf der Suche nach seinem indianischen Vater, dem historisch verbürgten Sprach- und Hopi-Forscher Benjamin Lee Whorf, in Frauengeschichten verliert und dabei jede aktuelle Seuche von Vogelgrippe bis Ehec mitnimmt. Mitunter ist auch Maidt-Zinke von den gedrechselten Wortkaskaden des Protagonisten oder der ihr manchmal allzu gewollten Verzögerungen im Handlungsablauf ziemlich angestrengt. Insgesamt aber hat ihr dieser Roman, der mit der Ununterscheidbarkeit von Ausgedachtem und Wahrem spielt, Spaß gemacht.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.09.2012

Schwierig, sich von den literarischen Idiosynkrasien, die Haas seit seiner Krimi-Reihe um den Detektiv Brenner pflegt, als Rezensentin nicht infizieren zu lassen, meint Britta Peters. Aber interessant: Im neuen Buch sind da schon im Übermaß eingestreute "literaturtheoretische Verweise" und nicht zuletzt eine Fülle von "Layoutspielereien" vor, bemerkt die Rezensentin, die ihre liebe Not hat, zwischen chinesischen Schriftzeichen, diagonalen Sätzen und zur Unlesbarkeit geschrumpfter Schrift noch zum literarischen Text vorzudringen. Glücklicherweise macht Haas genau an der Stelle damit Schluss, an der es ärgerlich zu werden droht, freut sich Peters, die sich Haas' verschachteltem Stil zum Trotz sehr an dessen "souveränem Jonglieren mit Sprache" erfreut: "Ziemlich viel brillantes Schlaumeiertum" und nicht zuletzt eine gelungene Spitze gegen Michel Houellebecq bescheinigt sie dem Autor, der es für Peters' Geschmack allerdings auch "ein bisschen" übertreibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2012

Rezensentin Sandra Kegel freut sich, dass mit "Verteidigung der Missionarsstellung" ein neuer Roman des von ihr hochgeschätzten Autors Wolf Haas erschienen ist. Denn die Kritikerin garantiert: Haas' Romane bedeuten immer großen Lesespaß. Das liegt in diesem Fall zum einen an der Geschichte um den wenig heldenhaften Sprachstudenten Benjamin Lee Baumgartner, dem die Rezensentin auf seiner Reise von London über Linz, Peking und Santa Fe bis nach New Mexico folgt, und der dabei über den Zusammenhang seiner gescheiterten Liebesbeziehungen und den Ausbruch von Tierseuchen sinniert. Zum anderen gelinge es dem promovierten Linguisten Haas auf amüsante Art und Weise, sprachtheoretische Reflexionen in seinen Text einfließen zu lassen: Wenn der Autor sich immer wieder mit Merksätzen zu Wort meldet, ganze Passagen auf Chinesisch druckt oder auch mal Buchstaben die Seite herunterrutschen lässt, lernt die Rezensentin ganz nebenbei noch einiges über die Konstruktion von Wirklichkeit durch Sprache und Schrift.
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