Pola Kinski

Kindermund

Cover: Kindermund
Insel Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783458175711
Gebunden, 267 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Pola Kinski ist drei Jahre alt, als sich ihre Eltern scheiden lassen. Sie ist das erste Kind von Klaus Kinski, einem aufstrebenden Schauspieler, damals, Mitte der fünfziger Jahre. Nach der Scheidung lebt das Kind bei Mutter und Großvater in München; seinen Vater sieht es nur selten. Alles ändert sich, als Kinski in Fernsehen und Kino der Durchbruch gelingt. Er holt seine Tochter bei jeder Gelegenheit zu sich nach Berlin und später nach Rom, lässt sie zu den wechselnden Drehorten nachreisen. Pola erlebt die Tobsuchtsanfälle und die Verschwendungssucht ihres Vaters: Er brüllt auf sie ein und überhäuft sie mit Geschenken und Geld. Was sie sich sehnlichst wünscht, die Liebe und Geborgenheit der Eltern, versagen ihr Mutter wie Vater. Die Zuwendung der einen gilt bald nur mehr dem neuen Mann und zweiten Kind. Der andere macht die eigene Tochter über Jahre zu seiner Kindfrau.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.01.2013

Daniel Kothenschulte hat dieses Buch von Pola Kinski mit Grauen gelesen, und er lässt keinen Zweifel, dass die Autorin mit großer Aufrichtigkeit und nach langer auch selbstkritischer Prüfung davon berichtet, wie sie als Kind von ihrem Vater Klaus Kinski missbraucht und vergewaltigt wurde. Verbrecherisch nennt Kothenschulte, was Kinski seiner Tochter angetan hat, und er nimmt sich ausdrücklich in Schutz gegen Kritiker wie Willy Winkler in der SZ, der Pola Kinski vorwarf, Kitsch zu produzieren und den Voyeurismus zu bedienen. Das Gegenteil sei der Fall, meint Kothenschulte, der dem Buch "literarischen Rang" attestiert und sich fragt, ob Klaus Kinskis Geheimhaltungsstrategien tatsächlich so subtil waren, dass niemand mitbekam, was mit Pola passierte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2013

Ein wichtiges Buch hat Pola Kinski mit "Kindermund" geschrieben, so viel steht für Verena Lueken fest, auch wenn es über zwanzig Jahre zu spät kommt, als dass es noch irgendwelche juristischen Konsequenzen haben könnte. Schließlich ist Klaus Kinski, egomaner Schauspieler und Vater der Autorin, dem diese darin jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch vorwirft, bereits seit 1991 tot. Doch Pola Kinskis Schilderung weise über den Einzelfall hinaus, mache in "einer bilderreichen, teilweise bestürzend drastischen Sprache" die Mechanismen allen Missbrauchs sichtbar und entlarve die viel zu lange geduldeten Übergriffe vermeintlicher Genies - die Rezensentin verweist etwa auf Jimmy Savile und Roman Polanski. Keine Kunst der Welt kann das Leid rechtfertigen, das ein zerstörtes Leben bedeutet, betont Lueken und folgert: "Klaus Kinski hätte ins Gefängnis gehört."
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.01.2013

Willi Winkler tut sich schwer mit Pola Kinskis Buch "Kindermund". Nicht, dass er den darin geschilderten Missbrauch der Autorin durch ihren Vater, den Schauspieler Klaus Kinski, direkt anzweifelte; die "Geschichte mit all ihren abstoßenden Details [wird] wohl stimmen", so Winkler. Sein Vorbehalt ist ein anderer: das Buch "wirkt authentisch und scheint doch von professioneller Hand geschrieben", formuliert der Rezensent ominös und zielt womöglich darauf ab, dass das Geschilderte und die Art der Schilderung auf einen absatzfördernden Skandal abzielten. Jedenfalls wirft er Pola Kinski vor, dass sie in ihrem Buch "keine Kitsch-Vokabel" auslässt und "auch einen Voyeurismus bedient". Wie wenig Winkler von diesem Buch hält, zeigt sich bereits daran, dass seine Besprechung nicht im Feuilleton, sondern auf der bunten Seite der SZ erscheint.
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