Michael Köhlmeier

Idylle mit ertrinkendem Hund

Novelle
Cover: Idylle mit ertrinkendem Hund
Deuticke Verlag, Wien 2008
ISBN 9783552060760
Gebunden, 110 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Zwei Männer spazieren am Rhein-Ufer entlang, ins Gespräch vertieft. Es ist tiefer Winter, die Seitenarme des Flusses sind zugefroren, doch der Föhn spielt Frühling, es taut. Von weitem sehen die beiden einen großen schwarzen Hund über das Eis auf sie zulaufen. Plötzlich bricht er ins Eis ein. Der Hund kämpft um sein Leben. Einer der Männer holt Hilfe. Der andere, er ist Schriftsteller, bleibt alleine mit dem Hund. Er bricht einen großen Ast von einer Weide und kriecht auf diesem zu dem Hund. Er fasst ihn an den Vorderläufen. Der Hund verbeißt sich in seinem Ärmel. Er wird den Hund nicht retten können. Doch der Tod hat vor einigen Jahren eine so tiefe Wunde in sein Herz geschlagen, dass er ihm unter keinen Umständen dieses Leben überlassen will. Er hält den Hund verzweifelt fest, auch als der sich schon längst nicht mehr rührt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.04.2009

Ein "unvergessliches Buch", eine "verstörend schöne" Miniatur über den Abschied, schreibt Rezensentin Martina Meister ebenso begeistert wie ergriffen, und liebt das Buch auch für seinen Titel, der Erwartung und Angst zugleich weckte. Unerhört findet sie dann auch, was darin beschrieben wird: der Kampf eines Mannes mit einem Hund, der ins Eis einbrach, und den er nun zu retten versucht. Doch das eigentliche Thema sei der Tod der Tochter des Autors, die 2003 beim Wandern im Alter von 21 Jahren tödlich verunglückte. Die Art, wie Michael Köhlmeier sich in diesem Buch damit auseinandersetzt, macht diese Novelle für die zu etwas ganz Großem: denn vollkommen unverstellt lasse Köhlmeier den Leser an der Trauer teilhaben, ohne dass der sich je wie ein Eindringling fühle.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.01.2009

Geradezu hingerissen ist Samuel Moser von der schmalen Novelle Michael Köhlmeiers, weil sie ein lockeres Textgewebe spinnt, das dennoch mit einer Zwangsläufigkeit erzählt, die in den Bann zieht. Die Geschichte um einen Schriftsteller, der versucht einen im Eis eingebrochenen Hund zu retten, ist laut Rezensent nur der Stellvertreter für eine andere, nicht erzählte Geschichte über das mögliche Leben der tödlich verunglückten Tochter, mit der der Erzähler, den man laut Moser mit Köhlmeier selbst identifizieren kann, den Schicksalsschlag zu verarbeiten sucht. Wundervoll meistere der Autor in diesem Buch die Darstellung des "schmalen Grates" zwischen "Reden und Schweigen", ohne deren Grenze zu nivellieren, schwärmt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.11.2008

In entscheidenden Zügen autobiografisch, erfahren wir vom Rezensenten Wolfgang Schneider, ist diese Novelle, die der österreichische Autor Michael Köhlmeier auf sein großes "Abendland"-Epos folgen lässt. Den Verlust der Tochter durch einen Bergunfall hat der Autor wie sein Ich-Erzähler erlitten. Wieviel Reales an der zweiten Hauptfigur der Geschichte dran ist, dem Lektor des Ich-Erzählers, der eben Autor ist, weiß Schneider allerdings nicht zu sagen. Nicht viel, kann er nur hoffen, denn dieser Mann namens Dr. Beer, der den Autor besuchen kommt nach zuvor übers Telefon erfolgter Annäherung, erweist sich als doch etwas seltsam. Es folgt ihm, der zuvor seine Abneigung gegen Hunde betont hat, ein Hund, der dann einbricht ins Eis, aus dem der Schriftsteller ihn unter Lebensgefahr zu befreien sucht. Der Rezensent ist begeistert, wie "leichthändig" Köhlmeier hier geradezu Tragisches zu inszenieren versteht und er resümiert: "Ein großes kleines Buch, eine berührende Lektüre."
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.10.2008

Rezensent Christoph Bartmann zeigt sich zutiefst beeindruckt von dieser Erzählung, in der Michael Köhlmeier auf "raffinierte", "vertrackte" und sehr berührende Weise den Tod seiner Tochter Paula, die 2003 verunglückte, literarisch verarbeitet. Das allerdings erfährt der Leser erst spät in diesem Text, der sich um den Besuch eines Lektors bei seinem Autor und um den Rettungsversuch eines ominösen schwarzen Hundes, der im Eis des Alten Rheins eingebrochen ist, dreht, erklärt der Rezensent. Während der Ich-Erzähler um die literarische Bewältigung des tragischen Todes seiner Tochter ringt und dabei auch auf Hilfestellung seitens seines Lektors hofft, geriert sich dieser mehr und mehr als Learscher Narr, so Bartmann weiter, der Klugheit und Trost in dieser Erzählung entdeckt hat.
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