Lothar Müller

Weiße Magie

Die Epoche des Papiers
Cover: Weiße Magie
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446239111
Gebunden, 384 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen und Register. Man kann darauf drucken und schreiben, man kann es zerreißen, knicken und falten: Papier ist eine magische Substanz, die wie keine andere zur Entwicklung der modernen Welt beigetragen hat. Als Wechsel und Papiergeld war es unentbehrlich für die Ökonomie. Als Briefpapier wurde es zum Schauplatz der modernen Seele, als Zeitungspapier zum Schauplatz der Politik. Lothar Müller erzählt, wie das aus China stammende Papier von Ägypten nach Europa kam und zum Grundstoff der modernen Zivilisation wurde. Seine Kronzeugin ist die Literatur von Rabelais und Grimmelshausen, von James Joyce bis Paul Valéry. Wir glauben das "Gutenberg-Zeitalter" zu kennen. Aber wir verstehen es besser, wenn wir seine Hintergrundwelt entdecken: die Epoche des Papiers.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.06.2012

Ina Hartwig hört es noch immer Rauschen im Blätterwald nach der faszinierenden Lektüre von Lothar Müllers Studie über das Papier und sein weltschaffendes Potential. Zunächst gefällt ihr, dass Müller nicht mit dem Buchdruck beginnt, sondern das Papier in den Vordergrund stellt, das Material, Buch, Zeitung, Geld, Karte etc., das er sodann mit Geschichte verbindet, fließend, bis zu der These, dass die Digitalisierung das Papier gar nicht verdrängen kann. Über die Geschichte der Papiergewinnung erfährt Hartwig Aufschlussreiches, über Marx und das Papier und erfrischende Analogien mehr, schließlich auch, wie Literatur- und Geistesgeschichte den Gang der weißen Magie spiegeln, bei Balzac, bei Joyce. Außer durch handfeste Daten, Technik-, Medien- und Wirtschaftsgeschichte besticht die Arbeit für Hartwig nicht zuletzt durch den gelassenen Ton und eine kluge Ökonomie der Darstellung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.03.2012

Valentin Groebner hält für einen Moment den Computer an, um kurz diese Geschichte des Papiers zu empfehlen. Letzteres ist noch lange nicht am Ende, wie Groebner der wunderbaren Gelassenheit des Autors und seinen materialreichen, flüssig gemachten Ausführungen entnimmt, sondern macht vielleicht nur gerade Pause - um die digitale Revolution sich ausspinnen zu lassen und dann zurückzukehren, als Meister der Konzentration zum Beispiel. Wie sich die Leute verschätzt haben mit dem Papier, zeigt Lothar Müller auch, Papier und Untergang (Mikroben!), das Paar kennen wir lange. Dennoch: Dieses Buch gibt es, und auf Papier, freut sich Groebner.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2012

Helmut Mayer hat nach eigenem Bekunden schon lange kein Buch über Medien mehr gelesen, dass ihm Lust auf die herangezogenen Autoren machte, und hält dies für eine der lobenswertesten Eigenschaften dieser Geschichte des Papiers von Lothar Müller. Dabei hat er auch alles über Herstellungsverfahren erfahren, über die stofflichen Aspekte des Papiers und seine Funktionen als Speicher- und Verbreitungsmedium, und dass Müller diesen Parcours durch die Papiergeschichte so elegant und anregend bewältigt, ringt ihm ebenso großen Respekt ab wie das Geschick, mit dem Müller die Werke verschiedener Schriftsteller als "Reflexionsfiguren verschiedener Papierregime" betrachtet. Außerdem hat sich dem Rezensenten eingebrannt, dass Papier, der "kulturelle Rohstoff" schlechthin, ein Abfallprodukt war und ist, aus Lumpen, vernutzen Leinwänden oder Holzfasern.
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