Nicht so tragischRoman
Antje Kunstmann Verlag, München
2005
ISBN
9783888974007, Gebunden, 207Seiten, 16,90
EUR
Klappentext
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Louise liebt Adrien. Blutjung haben sie geheiratet, ein Traumpaar für alle. Und für sich selbst: denn heißt Liebe nicht im anderen aufgehen, die selben Sachen mögen, dasselbe denken, fühlen, sagen? Doch dann verlässt Adrien Louise für Paula, die Geliebte seines Vaters. Die Welt gerät aus den Fugen. Unvorstellbar, plötzlich selbst Entscheidungen treffen zu müssen, je wieder zu jemandem "Ich liebe dich" zu sagen. Ganz langsam lässt Louise die Frage an sich heran, was denn da so schief gelaufen ist. Eine Geschichte der Verletzlichkeit und Abhängigkeit tut sich auf. Von der Angst, nicht den Vorstellungen anderer zu genügen und dieses Gefühl nur mit Tabletten zu ertragen. Langsam löst sich die Erstarrung.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.2005
Diesem "Schlüsselroman" von Justine Levy, der Tochter des französischen Philosophen Bernhard-Henri Levy, kann Ingeborg Harms nichts abgewinnen. Die Betonung des "autobiografischen Hintergrunds" im Klappentext soll wohl dafür sorgen, dass man dieses Buch nicht als Roman, sondern gleich als Enthüllungsstory liest, bemerkt die Rezensentin etwas abgestoßen. Jedenfalls werde der Leser durch "keinerlei literarische Raffinessen" von den "Hasstiraden" und "distanzlosen Schuldzuweisungen" abgelenkt, die beim Erscheinen in Frankreich im vergangenen Jahr prompt einen Skandal provozierten. Erzählt wird von Louise, die von ihrem Ehemann für ihre Schwiegermutter verlassen wird und alle Welt, insbesondere ihren Exmann und ihren Vater, für ihre Drogensucht und ihr Unglück verantwortlich macht, fasst die Rezensentin leicht genervt zusammen. Überbordendes Selbstmitleid der Protagonistin, "Kitsch" und "Geschmacklosigkeiten" findet Harms in diesem Roman zuhauf und sie kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Levy die literarische Form der Veröffentlichung lediglich gewählt hat, um sich die Aufmerksamkeit der Medien "zu ertrotzen".
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 30.08.2005
Nicht wirklich überzeugt zeigt sich Rezensentin Barbara Villiger Heilig von Justine Levys nun auf Deutsch vorliegendem Roman "Nicht so tragisch". Störend empfindet sie vor allem seinen "unausgegorenen Willen zum Literarisch-Sein". Villiger Heilig berichtet, dass das Buch letztes Jahr in Paris als Schlüsselroman für Furore sorgte: Dort habe jedermann den von Medienlärm umtosten Bestseller als Lebensmitschrift der Tochter Bernhard-Henri Levys durchschaut. Im deutschsprachigen Raum sieht die Rezensentin für das Buch durchaus die Chance als Roman wahrgenommen zu werden. Bei dieser Betrachtungsweise kann sie darin allerdings nicht viel mehr entdecken als eine "Talentprobe". Statt Literatur sieht sie hier lediglich eine "Möchte-gern-Angelegenheit". Nichtsdestoweniger will sie den Roman nicht als reine Soap-Opera abtun, schließlich sei zwischen den Zeilen des Textes das Drama des begabten Kindes zu erkennen, auch für den, der nichts über die realen Hintergründe des Buches wisse.