J.J. Voskuil

Das Büro. Direktor Beerta

Roman
Cover: Das Büro. Direktor Beerta
C.H. Beck Verlag, München 2012
ISBN 9783406637339
Gebunden, 848 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Gerd Busse. Als Maarten Koning eine Stelle als wissenschaftlicher Beamter in einem volkskundlichen Büro antritt, ändert sich sein Leben schlagartig. Von nun an beschäftigt er sich mit Wichtelmännchen - und mit den lieben Kollegen. Der graue Büroalltag wird aufgelockert durch ergebnislose Sitzungen, nutzlose Dienstreisen und feuchtfröhliche Kongresse. Und bei alledem versteht es Direktor Beerta meisterhaft, immer neue Projekte und Stellen zu schaffen.
Sein monumentaler Büro-Roman loste eine wahre "Büromanie" aus mit Fanklubs und langen Schlangen im Morgengrauen vor den Buchhandlungen. Mit seinen knappen Schreibtischdialogen, lakonischen Schilderungen von Arbeitsabläufen und einem bitterbösen Gespür für die urkomischen Aspekte des Bürolebens hat Voskuil den Nerv unserer arbeitswütigen Zeit getroffen. Während der Leser wie bei einer Soap-Opera atemlos einer Szene nach der anderen folgt, wird er unmerklich in das Leben des Maarten Koning hineingezogen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.01.2013

Den Vergleich mit Eugen Ionesco muss der niederländische Autor Johannes Jacobus Voskuil nicht scheuen, meint Rezensent Peter Urban Halle, der in dem nun erstmals auf Deutsch unter dem Titel "Das Büro" erschienenen Roman die gleiche Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, Intelligenz und Banalität entdeckt. Die autobiografisch geprägte, wunderbar lakonisch erzählte Geschichte führt den Kritiker im Jahre 1957 in das Amsterdamer Institut für Volkskunde, in dem der radikale "Systemverächter" Maarten voller Abscheu, aber aus Geldnot unter seinem homosexuellen, heuchlerischen Chef Beerta zu arbeiten beginnt. Zunehmend depressiv und stets gehindert durch seine Frau, die kein Geld und "keinen Mann mit Status" will, beschäftigt sich Maarten für einen geplanten Atlas der Volkskultur mit der "Wichtelmännchen-Forschung". Selten hat der Kritiker einen so bissigen und spannenden Roman über Konkurrenz, Eifersucht, Suche nach Anerkennung und den alltäglichen Wahnsinn gelesen. Darüber hinaus haben ihn die scharfsinnig gezeichneten Charaktere dieses "absurden Wichtelmännchen-Theaters" bestens amüsiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012

845 Seiten dokumentierter Büroalltag. Und das ist nur der erste von sieben Bänden des Lebenswerks von J. J. Voskuil, in seiner niederländischen Heimat allesamt Beststeller, es gibt Fanclubs und Reiseführer zum Buch. Wie bitte? Genau. Rezensent Dirk Schümer erklärt das Phänomen so: das Berufsleben des Helden, des Volkskundlers Koning, zwischen Bücherregalen, einem zynischen Chef und der Kaffeemaschine gewinnt seinen Reiz aus der komischen Differenz zwischen der akademischen Ernsthaftigkeit im Institut und der vom Autor aufgedeckten Sinnlosigkeit des Bürotuns sowie durch eine dem Text eingeschriebene kafkaeske Lebensweisheit. Ferner wird der Büroalltag vor Schümers Augen zur Existenzform und zum Pandämonium menschlicher Schwächen. Und dann wäre da noch die Komposition des realistischen Romans, die Schümer mit ihren lyrischen Abstechern die nötige Auflockerung beschert und eine für ihn mit Prousts "Recherche" vergleichbare Sogwirkung entfaltet.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.08.2012

Den Erfolg des Großbüroprojekts von J. J. Voskuil auf dem deutschen Markt zu bewerten, scheint Rezensent Christoph Bartmann verfrüht. Dies ist schließlich erst der erste Band von sieben. Was dem Ding gut steht und was nicht, kann er dennoch sagen. Da ist zunächst einmal die gähnende Langeweile, die ein Buch über den Büroalltag eines Instituts für Volkskunde mit sich bringt. Laut Bartmann unternimmt der Autor nichts, sie aus dem Weg zu räumen. Im Gegenteil, Sinn und Zweck seines Plans scheint es zu sein, eben keine Satire zu schreiben, sondern eine Welt aus Nicht-Ereignissen zu erschaffen. Das klappt ganz gut, staunt Bartmann. Auch, weil es sich um die Bürowelt der 50er und 60 er Jahre handelt, als Evaluation und Effizienz noch nicht das A und O waren, sondern man sich ausgiebig mit Wichtelmännchen befassen durfte, volkskundlich versteht sich. Und absolut harmlos, wie Bartmann feststellt, der sich auch mal langweilt mit diesem Buch. Wirklich bedauerlich scheint ihm allerdings die Unübersetzbarkeit der niederländischen Sprachregister. Im Original, so mutmaßt der Rezensent, wird das für Schwung sorgen.
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