Detlef Kuhlbrodt

Morgens leicht, später laut

Singles
Cover: Morgens leicht, später laut
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783518125175
Paperback, 124 Seiten, 8,00 EUR

Klappentext

Detlef Kuhlbrodt horcht in den Tag hinein, und dann schreibt er Texte wie diese, konkret und komisch, weltentrückt und wetterfühlig, eigenartig im besten Sinne, schön kurz - Singles eben - oder auch nur: schön. Leicht schräge, merkwürdig vertraute Melodien zum Lesen. Ausgangspunkt kann alles mögliche sein, Kopfschmerzen oder der Rhythmus der Kratzer auf einer Schallplatte, ein Frühlingseinbruch im Januar oder die Begegnung mit einem Igel - eine Verwunderung, eine Begeisterung, eine Erschütterung. Das führt zur Beschreibung, zur kleinen Szene, die sich rechtzeitig, bevor es beschaulich werden kann, in einem Witz, einer Moral, einer grotesken Volte aufrollt. Oder in der Sehnsucht, sich "wieder im Unsinn zu verlieren und die Dinge extra ungetan zu lassen, weil sie so aufdringlich wie ein Amerikaner auf ihrem Wichtigsein beharren."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.04.2008

Rezensent Oliver Maria Schmitt hatte große Freude an diesem Erzählband von Detlef Kuhlbrodt mit seinen "kleinen Essays, Skizzen, Momentaufnahmen, Pasticcios, die wie hingeweht wirken". Völlig zu Recht sei er deshalb mit den verschiedenen Preisen ausgezeichnet worden. Trotz der Beiläufigkeit, die die Geschichten transportieren, erzählen sie in den Augen des Rezensenten auch ein Stück Zeitgeschichte, nämlich wie aus der "Kreuzberger Utopie der siebziger Jahre" die "Heterotopie" der Gegenwart wurde. Das geschieht ganz und gar "ohne billigen Sarkasmus" und eitle Ambitioniertheit: "Kuhlbrodt ringt nicht um Formulierungen, er plaudert in einfachen, rhythmischen Sätzen." Besonders hat es Schmitt jedoch Kuhlbrodts Talent zur Beobachtung angetan sowie die "blasse, feine Ironie".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2007

Recht eingenommen ist Rezensentin Katharina Teutsch von Detlef Kuhlbrodts Band "Morgens leicht, später laut", der rund 160 seiner "Berliner Szenen" für die "taz" aus den Jahren 2001 und 2007 versammelt. Sie mag diese Selbst- und Alltagsbeobachtung verschränkenden Miniaturen, weil diese Texte sich weder popliterarisch gerieren noch vorgeben, objektive Stadtsoziologie zu sein. Der Punkt ist für Teutsch, dass Kuhlbrodt "aus einer Parallelwelt" schreibt, dem "Sozialbiotop" Kreuzberg. Fast scheint sie ein wenig darüber erstaunt, dass hier jemand über Berlin schreibt, ohne Berlin-Mitte zu meinen. Wie Kuhlbrodt das macht, hat Teutsch bestens gefallen, denn das bunte und manchmal auch graue Leben in Kreuzberg, in dem sich türkischen Gastarbeiterfamilien, Althippies, Rocker, Rastafaris, verarmte Akademiker und hippes Szenevolk ein munteres Stelldichein geben, wird für sie in diesen Texten wunderbar lebendig.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.12.2007

Rezensent Benedikt Erenz verbeugt sich vor der Kunst des Feuilletons im Allgemeinen und der Detlef Kuhlbrodts im Besonderen. Dass die Artikel in "Morgens leicht, später laut" im Untertitel etwas unglücklich als "Singles" benannt sind, ist auch schon das einzige, was er an dem Essayband moniert. Ansonsten feiert er Kuhlbrodt als Meister des Genre. Besonders bemerkenswert erscheint ihm die Subtilität des taz-Journalisten, der zugleich nah und distanziert aus "dem Ort (Kreuzberg, Neukölln), der Zeit (2001 bis 2007), der Generation (Jahrgang 1961) heraus" berichte und jenseits von Gags oder Pointen denke. Anerkennung findet bei ihm auch die Methode, zu Textbeginn eine Geschichte zu implizieren und sie dann doch nicht zu erzählen. Kuhlbrodts Fähigkeit, Rollen zu variieren und mal als Kind, mal als "Weiser aus der Tonne" und dann wieder als "Mann mit dem bösen Blick" aufzutreten sowie sein politisches Schreiben findet er ebenfalls meisterhaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.12.2007

Rezensentin Katharina Rutschky ist beeindruckt, wie diese schon in der taz unter der Rubrik Berliner Szenen erschienenen Kurztexte von Detlef Kuhlbrodt in der "Massierung" wirken. Sie macht in Kuhlbrodts Alltagsbeobachtungen einen eigenen Typ von Text aus, der weder bohemische Szeneliteratur ist noch klassisch feuilletonistisch. Eher möchte sie die Textminiaturen als Stillleben bezeichnen. Als Stärke von Kuhlbrodts Texten sieht Rutschky, dass er sich mit Bewertungen und Meinungen konsequent zurückhält und sich auch auf ästhetischer Ebene konsequent beschränkt - bei gleichzeitiger, überzeugender Verschmelzung von "Mensch und Autor".