CrashDer Unfall der Moderne
Aisthesis Verlag, Bielefeld
2009
ISBN
9783895287053, Kartoniert, 344Seiten, 34,80
EUR
Klappentext
Das 20. Jahrhundert stellt das Jahrhundert des Automobilunfalls dar. Kraftfahrzeug und Massenmotorisierung prägen die Moderne, und so erlangt der Unfall weithin Prominenz. Als das große Ungewollte besetzt er die Stellen des Bruchs und der Krise, bis sich das Wissen vom Unfall neu ordnet. Um 1900 legt die szientifische Beschreibung den Unfall auf Begriffe der Kalkulation, der Prognostik, des Traumas fest, um die Unwägbarkeit des Ereignisses zu rationalisieren. Zur Risikominimierung entsteht ein komplexer Vor- und Nachsorgeapparat. Die literarische Beschreibung des Unfalls jedoch setzt gegen die Strategien der Regulation den regellosen Charakter des Ereignisses. Als Symbol des Umsturzes und des Einschnitts wird der Unfall zum Signum der experimentellen Literatursprache der Moderne.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.11.2009
Höchst gefesselt hat sich Oliver Pfohlmann von Claudia Lieb den Verkehrsunfall als zentrales literarisches Motiv der Moderne analysieren lassen. Sowohl thematisch als auch poetologisch spielt der Unfall eine herausragende Rolle, wie die Autorin dem faszinierten Rezensenten zeigen kann, und er lobt die Studie als informativ und in ihrer Materialfülle mit Literaturbeispielen von Kafka bis Brecht und Döblin sehr überzeugend. Der Unfall kann als Kehrseite der Technikbegeisterung der Moderne gelesen werden und zugleich als das literarische Mittel, um "Krisen und "Umbrüche" darzustellen, so Pfohlmann angeregt.