Christa Wolf

August

Cover: August
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518423288
Taschenbuch, 38 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Mottenburg nennen die Patienten ihre Lungenheilstätte, in der alle an derselben Krankheit leiden, alle die "Motten" haben. Einer von ihnen ist der achtjährige August, der seine Mutter auf der Flucht aus Ostpreußen verloren hat und selbst verloren wäre, gäbe es da nicht Lilo. Lilo ist siebzehn, sie ist schön, sie wagt es, sich mit der Oberschwester anzulegen, und wenn Lilo seinen Namen ausspricht, klingt er anders als sonst. Mehr als sechzig Jahre danach sind die Erinnerungen an diese Zeit immer noch präsent, kann August darin wie in einem Bilderbuch blättern. 1976 erschien "Kindheitsmuster", Christa Wolfs großes autobiografisches Buch. 35 Jahre später rückt sie eine Figur daraus in den Mittelpunkt ihrer neuen Erzählung: Wir begegnen dem Jungen August wieder, lesen von einer schwierigen Kindheit im Zeichen von Krieg und Krankheit, aber auch von einem erfüllten Leben, in dem es etwas gegeben hat, das man wohl Glück nennen könnte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.12.2012

Hymnisch bespricht Rezensent Dietmar Dath Christa Wolfs kurze nachgelassene Erzählung "August", in der sie noch einmal eine Figur aus ihrem 1976 erschienenen Roman "Kindheitsmuster" aufgegriffen hat. Der Kritiker, der bereits dem elternlosen Flüchtlingsjungen beim Überleben in der Nachkriegsgesellschaft und seiner ersten kindlichen Liebe folgte, erlebt in der im Jahre 2011 verfassten Erzählung den nun erwachsenen Protagonisten, der hier nicht nur auf die Liebe zu seiner inzwischen verstorbenen Lebenspartnerin zurückblickt, sondern sich erneut an seine unerwiderte Liebe aus Kindertagen erinnert. Voller Bewunderung stellt der Rezensent fest, wie es Wolf gelungen ist, die beiden Erfahrungen ihres Helden ganz ohne Sentimentalitäten ineinander zu verweben. Ein technisch brillantes, "weises" und tiefgründiges Buch, resümiert der Kritiker, der hier noch einmal den "dankbaren, erfüllten" Ton Christa Wolfs vernimmt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2012

Florian Kessler scheint gerührt von dieser letzten Erzählung Christa Wolfs, nun postum veröffentlicht und den Rezensenten an eine kurz durchs Bild huschende Figur aus Wolfs "Kindheitsmuster" erinnernd: August, der trollhafte Junge, nunmehr August der Busfahrer im Rentenalter, der eine Reisegruppe nächtens von Prag nach Berlin kutschiert. Kessler zeichnet die Parallelen der beiden Momente nach, die dieser August im Werk der Autorin hat und findet: Wieder ist der Leser Zeuge einer Erinnerungsreise zu Urmomenten der Kindheit, nur diesmal ist alles etwas gelöster, versöhnlicher als noch 1976.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.10.2012

Wer Christa Wolfs Roman "Kindheitsmuster" aus dem Jahr 1976 gelesen hat, der hat ihn schon kennengelernt: August, den Protagonisten der gleichnamigen Erzählung aus dem Nachlass von Christa Wolf, die nun als Buch und Hörbuch erschienen ist. In "Kindheitsmuster" kommt er nur am Rande vor, informiert Cornelia Geißler, ein kleiner Junge in einer Lungenheilanstalt, der einmal Schneider werden will. In "August" trete er dem Leser nun als älterer Mann entgegen, statt Schneider sei er Busfahrer geworden und stehe nun kurz vor der Pensionierung. Er denke oft an seine Zeit im Sanatorium zurück und erinnere sich besonders an Lilo, deren liebevolle Fürsorge ihn als "Herzensbildung" für sein Leben geprägt habe. "August" ist insofern singulär im Schaffen der Autorin, als sie darin erstmals eine männliche Erzählerperspektive einnehme, weiß die Rezensentin. Eine kleine, Christa Wolfs Mann Gerhard gewidmete Erzählung, in der "eine große Menschlichkeit und Liebe steckt".