Niels Werber

Die Geopolitik der Literatur

Eine Vermessung der medialen Weltraumordnung
Cover: Die Geopolitik der Literatur
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446209473
Gebunden, 336 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Zu allen Zeiten haben die Literatur und andere Medien Landkarten realer und imaginärer Weltgegenden entworfen. Ob in Heinrich von Kleists Hermannsschlacht, Herman Melvilles Moby-Dick oder J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe: Der Leser findet sich mittels künstlicher Kartographien in der Welt der Fiktionen zurecht. Es sind Bilder von guten und bösen, zivilisierten und barbarischenWeltteilen, die sich in die Köpfe der Leser einprägen, ihren Blick auf die Wirklichkeit verändern und zu Weltanschauungen, Ideologien und politischen Programmen verdichten. Daher liegt es nicht allein im literaturwissenschaftlichen Interesse, diese imäginären Territorien zu vermessen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.12.2007

Schon das erste Kapitel, in dem der Autor die "Simultanität des Inkommensurablen" in der Neuen Weltordnung herausarbeitet, hat es Burkhard Müller angetan. Allerdings hat Müller da noch Schätzenswertes vor sich. Wie Niels Werber Literatur als Medium der Weltdeutung und der Herrschaft darstellt und mittels Hegel, Carl Schmitt und ("ein inspirierter Einfall") Melvilles "Moby Dick" geopolitische Tedenzen illustriert, hat den Rezensenten schwer beeindruckt. Nicht weniger aufschlussreich findet Müller Werbers Expeditionen in die geobiopolitischen Untiefen der Genre-Literatur a la "Star Wars". Ein an Material und Gedanken reiches und "elegant geschriebenes" Buch, findet Müller.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.2007

Rezensent Oliver Jungen hält große Stücke auf den Literaturwissenschaftler Niels Werber, den er für einen der "anregendsten, belesensten und stilsichersten Vertreter seiner Profession" hält. Noch besser gefällt ihm Werber, seit er nicht mehr ganz so streng systemtheoretisch argumentiere. Verdienstvoll und lesenswert findet Jungen also auch die neue Studie, in dem sich Werber dem geopolitischen Denken in der Literatur widmet. Nicht verstehen kann Jungen dabei, warum sich Werber etwa mit der eindeutigen These "angreifbar" mache, wonach die Geopolitik erst in der Literatur - von Kleist und Fichte - gedacht wurde. Besser gefallen dem Rezensenten da die "kreativen Lektüren" literarischer Werke wie Kleists "Hermannschlacht", Melvilles "Moby Dick" oder Gustav Freytags "Soll und Haben". Ganz großartig findet er Werber, wenn dieser gefällige Postmodernismen in ihrer Banalität entlarve, etwa die vom Raum abgekoppelten Schwärmereien von der Weltkommunikation, Netzwerkgesellschaft und anderen "One-World"-Spielarten.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2007

Unterm Strich hält Christian Jäger dieses Buch für "lesbar und lesenswert", in dem Niesl Werber dem Anspruch und Zugriff von Macht auf Raum nachgeht, wie er sich auch in der Literatur manifestiert. Überzeugend findet er, wie Werber die Diskurse über "Raum, Krieg und die Geschichte der Medien" darstellt, und attestiert dem Autor analytische wie stilistische Qualität. Nur mit der Gewichtung der historischen Vorläufer der Debatte ist Jäger nicht ganz einverstanden. Hier hätte er sich "weniger Carl Schmitt, mehr Komplexität und Genauigkeit" gewünscht. Doch der Rezensent gesteht Werber auch gleich im nächsten Satz zu, dass es dem Lesevergnügen nicht gut getan hätte, wenn der Autor, wie es für eine größere analytische Präzision vonnöten gewesen wäre, die "begriffliche Systematik von Deleuze/ Guatarri rekonstruiert" hätte.