Arkadi Babtschenko

Die Farbe des Krieges

Cover: Die Farbe des Krieges
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783871345586
Gebunden, 256 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Olaf Kühl. Mit neunzehn Jahren wird ein russischer Soldat aus Moskau nach Tschetschenien versetzt. Als "Frischlinge" ziehen die Rekruten in die Berge, um zu kämpfen. Wie alte Männer kehren sie zurück, verroht und stumpf. "Ich habe immer geglaubt, der Krieg sei schwarzweiß", schreibt Arkadi Babtschenko, der diesen Krieg aus eigener Erfahrung kennt. Doch die Farben, merkt er bald, verschwinden nicht, und die Dinge, die geschehen, sind real: Die Leichen der ans Kreuz genagelten Soldaten. Der Kamerad, der von den Rädern eines Panzerwagens überrollt wird, und gleich daneben treiben Bäume junges Grün. Vermummte Gestalten irren auf den Straßen Grosnys umher und werden unter Beschuss genommen - bis sich herausstellt, es sind russische Mütter auf der Suche nach ihren toten Söhnen.Solche Bilder haben Babtschenko auch später, zurück in Moskau, nicht mehr losgelassen. Um ihren Bann zu brechen, hat er die von Hass und Grausamkeit beherrschte Welt geschildert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.03.2008

Erschütternd findet Sabine Berking dieses "brutal-bittere Antikriegsbuch" von Arkadi Babtschenko, der als russischer Soldat zweimal am Tschetschenien-Krieg teilgenommen hat. In einer "suggestiven Sprache" berichte der Autor, wie junge russische Soldaten, mit falschen Versprechungen geködert und schlecht ausgebildet, in diesen Krieg geschickt wurden, ohne im geringsten auf das Grauen vorbereitet zu sein, das sich ihnen bot. Kaum zu ertragen ist für Berking das Maß an Gewalt in Babtschenkos drastischen Schilderungen blutiger Gemetzel, Folterungen und Kreuzigungen, die von beiden Seiten begangen wurden. Neben den Kriegshandlungen sieht sie einen weiteren Schwerpunkt des Buchs in der Darstellung der Verrohung, der Gewalt und des moralischen Verfalls innerhalb der russischen Armee, wo Erpressung, Sadismus, Folter und Totschlag an der Tagesordnung sind.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.04.2007

Als "wuchtiges Dokument kritischer Aufklärung" würdigt Andreas Breitenstein diesen dokumentarischen Roman über den Tschetschenienkrieg von Arkadi Babtschenko, der mit achtzehn zum Militärdienst einberufen und 1996 nach Tschetschenien versetzt worden war, wo er das Grauen des Kriegs am eigenen Leib erfuhr. Die Schilderungen der desolaten Zustände der völlig korrupten russischen Armee, der Verrohung ihrer Soldaten, der Brutalität und Grausamkeit des Kriegsgeschehens, der Angst und Panik haben Breitenstein sichtlich mitgenommen. Er führt die "Schockwirkung" des Buchs auf seine "einfach-klare" Sprache und seine Beschränkung auf eine "gnadenlos-präzise Schilderung" zurück, in der das Geschehen nicht eingeordnet und durch Reflexion kommentiert werde. Überzeugt hat ihn das Buch auch, weil es nicht als simples Plädoyer gegen den Krieg daherkomme, sondern dessen Abgründe beleuchte. "Die Gewalt und die Verrohung, die Geschäftemacherei und der Wahn", so Breitenstein, "entlarven sich in diesem Buch selbst."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2007

Arkadi Babtschenkos Buch über den Tschetschenienkrieg ist Rezensentin Sonja Zerki recht nahe gegangen. Sie sieht darin mehr als nur eine Ergänzung der mutigen Arbeit der ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja, die diesen barbarischen Krieg präzise dokumentiert hat. Im Unterschied zu Politkowskajas Buch überzeugt sie Babtschenkos Buch auch literarisch. "Die Farbe des Krieges" könne sich locker mit den großen literarischen Zeugnissen aus anderen Kriegen messen, etwa mit Michael Herrs "Dispatches" oder mit Remarques "Im Westen nichts Neues". Beeindruckt hat sie vor allem die "atemberaubende visuelle Kraft" des Autors, die sie an Isaak Babels Werke erinnert. Selten hat sie so nüchterne und zugleich eindringliche Schilderungen der Grausamkeiten des Krieges gelesen, wie sie der als Achtzehnjähriger im ersten Tschetschenien-Krieg eingesetzte Babtschenko liefert. Besonders die Beschreibung der katastrophalen Zustände in der russischen Armee, in der auch in Friedenszeiten gefoltert und getötet werde, die im Krieg mit sich selbst lebe, scheint ihr nur schwer erträglich.
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